Das Projekt InLiQua - Internationale Lehrkräfte in Qualifizierung - berichtet an dieser Stelle über den Stand der Dinge: welche Meilensteine haben unsere Teilnehmenden schon gemeistert, welche Methoden haben wir gemeinsam ausprobiert und welche Materialien erarbeitet. Dieses Journal wirft kleine Schlaglichter auf die Ergebnisse der sechsmonatigen Qualifizierungsreihen.
Die Szenario-Methode ist im berufsbezogenen Deutschunterricht nicht mehr wegzudenken. In Lehrbüchern und Projekten sind Szenarien fester Bestandteil. Szenariobasiertes Prüfen – insbesondere im Bereich Pflege und Pädagogik – zeigt Wege auf, wie es gelingen kann, die Bedarfe der Teilnehmenden, die Kursdurchführung und die Prüfung zusammenzudenken.
Auch in InLiQua ist das Vorbereiten, Durchführen und Evaluieren von Szenarien ein wichtiger Bestandteil, um zum einen sprachliche Handlungen zu trainieren, gleichzeitig aber auch fachliches Vorgehen damit zu verschränken. Hier mal eine kleine Szenarien-Zeitreise durch unseren InLiQua-Kurs:
15. März 2024 Wir spielen das Szenario „Mein erster Praxistag“
„Wir spielen Theater! Toll!“, war die erste Reaktion, als wir das Szenario vorstellten. Als wir es dann durchführten, stellten alle schnell fest, dass sich die Situationen ,so realistisch‘ anfühlten. Wie begrüßt man eigentlich die Mitarbeiterin im Schulbüro? Worüber könnte ich mit meinem Anleiter sprechen? Wie stelle ich mich den Kindern vor? Alles das haben wir mit dem Szenario geübt.
„Das hat uns wirklich Sicherheit gegeben“, war die einhellige Meinung nach der Rückkehr aus der ersten Praxiswoche.
3. und 4. Juni 2024 Wir spielen das Szenario „Klassenfahrt nach Bad Malente“
Was muss eine Lehrkraft eigentlich alles tun, woran muss sie denken, wenn eine Klassenfahrt geplant ist? In Szenario 2 vereinten sich viele Themen aus dem Unterricht mit Beobachtungen aus den Praxiseinsätzen. Das sollte in kommunikativen Situationen mit verschiedenen Akteur*innen umgesetzt werden: informieren, beteiligen, recherchieren, absprechen, schwierige Gespräche meistern … und die Königsdisziplin, den Elternabend, bewältigen. Das brauchte viel Vorbereitung.
„Jetzt traue ich mir auch Gespräche mit (kritischen) Eltern zu“, war die Rückmeldung an uns. Und „es hat einen Riesenspaß gemacht“.
1. Juli 2024 Wir spielen das Szenario „Ein ganz normaler Arbeitstag“
Ein Schultag kann ganz schön herausfordernd sein, wenn man mit verschiedenen Kolleg*innen über fachliche Themen spricht: die neue digitale Tafel, den Übergang vom Schulunterricht zur Betreuung, ein wenig Small Talk und letzte Absprachen zu einem geplanten Ausflug. Und dann sind da noch die Schulkinder, die in der Übergangssituation an die Regeln erinnert werden müssen. Spricht man mit allen Beteiligten eigentlich auf die gleiche Weise?
Ihre Beobachtungen und Erfahrungen aus den Praxiseinsätzen haben die Teilnehmenden in die Umsetzung des Szenarios einfließen lassen und kamen zu der Erkenntnis:
„Ja, das ist wirklich so. Inzwischen habe ich den Mut, selbst ein Thema anzuschneiden.“
17. Juli 2024 Wir spielen die Szenarien der Kursteilnehmenden
Das Beste kommt zum Schluss: Die Teilnehmenden haben in Gruppenarbeit eigene Szenarien geschrieben und durchgeführt. Dafür nutzten sie Situationen, die sie in ihren Praxiseinsätzen beobachtet haben, und ihr Wissen um die Gestaltung eines Szenarios. Wie reagiert man, wenn sich ein Kind verletzt? Wie meldet man den Vorgang, wie spricht man mit den Eltern? In einem anderen Szenario ging es um einen Konflikt unter Kindern, der gelöst werden musste. Und wie holt man sich Unterstützung? Das dritte Szenario stellte eine Situation im Unterricht dar, in der ein Kind Trost benötigte und aus der sich ein Unterrichtsgespräch entwickelte.
Es war schön zu beobachten, wie engagiert die Teilnehmenden an die Aufgaben herangegangen sind und wie authentisch sie die Szenarien gespielt haben.
„Am Anfang dachten wir: Wozu Szenarien? Aber echt, das war so hilfreich!“, ist das Fazit von InLiQua 2
Eine klare und verständliche Aussprache ist von entscheidender Bedeutung für eine reibungslose Kommunikation im Lehrerberuf. Sie ermöglicht es den Lehrkräften Lerninhalte effektiv zu vermitteln, mit Lernenden, dem Kollegium und mit Eltern kompetent zu interagieren und vieles mehr. Daher sollte die Vermittlung von Aussprache und Sprechtechnik im DaF/DaZ-Unterricht für diese Zielgruppe eine zentrale Rolle spielen.
Die Teilnahme an der Qualifizierung InLiQua setzt das Sprachniveau B2 voraus, was bedeutet, dass unsere Teilnehmenden bereits eine umfassende Erfahrung aus dem Sprachunterricht mitbringen. Wie die Umfragen und Erfahrungen aber zeigen, wird im Sprachunterricht häufig selten an der Aussprache gearbeitet.
Aus diesem Grund bringen die Teilnehmenden nicht nur Erfahrung und hohe Motivation für die Arbeit an der Aussprache sondern auch eingeschliffene (fossilisierte) Fehler sowie Interferenzen der Erstsprache(n) mit, die die Verständlichkeit beim Sprechen erschweren können.
Die Arbeit an der Aussprache findet in unserer Qualifizierung außerhalb des Unterrichts statt. Hierfür möchten wir ein großes Lob an unsere engagierten Teilnehmenden aussprechen. In ihrer Freizeit kommen sie zum Online-Training, in dem sie viele Tipps für die Artikulation deutscher Laute bekommen, sie lernen Wörter und bestimmte Informationen in Sätzen richtig betonen. Viel Fleißarbeit ist eine Voraussetzung für den Erfolg im Aussprachetraining. Manchmal wird es auch im Training emotional wie der kurze Mitschnitt aus dem Online-Aussprachetraining zeigt (siehe nächster Tab).
Nach jedem Treffen arbeiten die Teilnehmenden mit dem Aussprachetrainer SCHULE deine Aussprache nach dem individuellen Plan selbstständig weiter. Ist die Lektion beendet, nehmen sie eine „Kontrollaufnahme“ auf, zu der die Trainerin eine Rückmeldung mit Tipps gibt. Und die Rückmeldung der Teilnehmenden zum Aussprachetraining spricht für sich selbst:
Und sie sagen auch: Wir brauchen mehr Übungen.
Stellen Sie sich vor, Sie stehen als Lehrerin oder Lehrer vor der Klasse, und Sie wissen, dass Sie genau die richtige Methode zur Hand haben, um den Unterricht lebendig und fesselnd zu gestalten! Das ist die Kraft der Methodenkompetenz. Doch wie findet man diese perfekte Methode?
Zusammen mit unseren InLiQuas sind wir dieser Frage nachgegangen. Im Rahmen des Moduls „Pädagogik“ starteten wir unser Abenteuer. Unser Ziel war es, ein breites Repertoire an Methoden zu erarbeiten, damit InLiQuas später in ihrem schulischen Alltag flexibel darauf zurückgreifen konnten. Die Teilnehmenden entdeckten im Unterricht z.B. Placemet oder auch Wattwanderung – eine Methode, bei der man verborgene Inhalte entdeckt und sein Wissen mit anderen teilt. Klingt faszinierend? Das war es auch!
Danach sollten sie die Methode auf den Kontext und das Thema aus ihrem Fach übertragen: Mathe, Sport, Sachunterricht, Musik… In spannenden Diskussionen und mit voller Begeisterung kreierten InLiQuas ihre Plakate.
Doch das war erst der Anfang. Danach gingen unsere InLiQuas in die Schulen und tauchten in eine Vielzahl weiterer neuen Methoden ein. Sie kamen zurück mit glänzenden Augen und stapelweise neuen Ideen. Aus all diesen Beobachtungen entstand eine Methodensammlung, die direkt aus der Praxis stammt – lebendig, erprobt und voller Überraschungen.
Diese Methodensammlung wird derzeit durch unsere Expertinnen in Methodik und Didaktik überarbeitet und wir freuen uns, diese ab Januar 2025 in kompakter Form zu einem kleinen Preis zur Verfügung zu stellen. Bleiben Sie also dran.
„Erinnerungen sind Zeitreisen, die uns zu unseren schönsten Augenblicken führen.“
Das haben uns die InLiquas mit auf den Weg gegeben, als es hieß, voneinander Abschied zu nehmen.
Für die Teilnehmenden am Projekt InLiQua – so haben wir es aus vielen Kommentaren und Rückschlüssen zu ihren Erfahrungen mit dem deutschen Schulsystem herausgehört – war es oft eine Erfahrung im doppelten Sinne:
Die Erinnerungen an die berufliche Zeit als Lehrkräfte in der Heimat und die Erinnerung an das Wagnis, sich als Vertretungslehrkraft oder pädagogische Fachkraft im Rahmen der Praxiseinsätze auszuprobieren, „Horizonte zu eröffnen“, den „Berufswunsch zu verwirklichen“ und „erste Schritte zur Lehrtätigkeit“ in Deutschland zu gehen.
Bei diesen Erinnerungen und Berichten über die neuen Erfahrungen an deutschen Schulen wird immer wieder deutlich, dass trotz aller Herausforderungen der Einstieg in die Wiederaufnahme der pädagogischen Arbeit allen ein großes Anliegen und für viele Teilnehmende der Motivationsgeber für weitere Schritte ist:
„Natürlich fehlen mir immer noch die Worte, aber nach dem Projekt INLIQUA 2 habe ich den Mut zu sprechen und es ist ein unglaublicher Erfolg“. Anastasiia
„Der Abschied vom Unterricht […]“ in der Heimat und „[…] die Suche nach einer neuen Grundschule mit den strahlenden Kinderaugen im Norden Deutschlands ist eine detaillierte und lange Geschichte mit Höhen und Tiefen […], und „wurde nach sieben Jahren wahr […]“. Tina
„Durch das Praktikum habe ich auch gelernt, wie wichtig es ist, neugierig zu bleiben und sich nicht von anfänglichen Schwierigkeiten entmutigen zu lassen. Die Unterstützung von
Lehrern und Mitschülern hat mir geholfen, meine Unsicherheiten zu überwinden und mein Selbstbewusstsein zu stärken. Besonders stolz bin ich darauf, wie ich mein Selbstbewusstsein im Unterricht verbessert habe.“ Mahdis
„Die freundliche Atmosphäre in der Schule und in der Klasse half mir ebenfalls, mein Selbstvertrauen zu stärken und meine Ängste zu überwinden, sodass ich schließlich mit voller Zuversicht eine Mathematikstunde leiten konnte. Infolgedessen wurde meine anfängliche Angst zu einer der schönsten Erfahrungen, die ich während des Kurses gemacht habe.“ Eli
„Nicht nur die Sprache, sondern auch die Fähigkeit zu fühlen und zu verstehen sind wichtig. Dies ist ein großartiges Werkzeug, das wir ausländischen Lehrer*innen verwenden können, während wir unsere Sprache verbessern. Mithilfe der Kommunikation der netten Kollegen*innen in der Schule, im InLiQua, in der GBS habe ich gesehen, dass ich immer eine Unterstützung bekommen kann, dass ich fragen kann und immer Antworten bekomme.“ Anastasiia
Menschen begleiten zu dürfen, entsprechend Ihrer Qualifikation einen Platz auf dem deutschen Arbeitsmarkt zu finden, empfinden wir als große Motivation und wissen doch, wie viel Mut und Einsatz das erfordert. Deshalb erstmal ein großer Dank an unsere InLiQuas - wie wir sie nennen - fürs engagierte Mitmachen in Präsenz und online an unser tolles Lehrerinnen-Team sowie an die externen Referent:innen, die zu unterschiedlichen Modulinhalten von Recht bis Psychologie unsere Inhalte durch ihre Fachkenntnis belebt und bereichert haben.
Die intensivste Erfahrung war der direkte Austausch mit den Kindern in den Schulen bzw. im Ganztag sowie deren Betreuer:innen und Lehrkräften. Wir danken den Schulen, die unsere InLiQuas aufgenommen haben, vielfach angeleitet und mit praktischen Tipps für den späteren Berufsalltag in Deutschland versorgt haben und vielfach auch das Vertrauen, sie eigene Unterrichtideen in die Tat umsetzen zu lassen. Den Kindern danken wir für viel Geduld und gemeinsames Lachen!
Unser größter Dank gilt den Förderern und Unterstützern von InLiQua, die auf Bundes-, Landes- und Stadtebene an die Projektidee geglaubt haben und denen wir durch das große Interesse sowohl von Seiten (potenzieller) Teilnehmenden sowie von Einrichtungen aus zeigen möchten, dass dies ein funktionierender Weg zur Unterstützung in Schulen und Ganztagseinrichtungen sein kann. Wir danken besonders Babette Gottschick von der Behörde für Schule und Berufsbildung, die bei der Vorstellung der Praxisberichte am Ende der Qualifizierung InLiQua 2 bei uns war und von den Lernzuwächsen unserer Teilnehmenden begeistert war.
Derzeit läuft die Qualifizierung InLiQua III und die Bewerbungsphase für den neuen Durchgang ab Februar ist in vollem Gange. Interesse? Oder auch zu einem späteren Zeitpunkt? Dann tragen Sie sich doch gerne auf unserer Interessentenliste ein:
Das Projekt "InLiQua" wird im Rahmen des Förderprogramms IQ - Integration durch Qualifizierung durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales und die Europäische Union über den Europäischen Sozialfonds Plus (ESF Plus) gefördert und vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge administriert. Partner in der Umsetzung sind das Bundesministerium für Bildung und Forschung und die Bundesagentur für Arbeit. Weitere Fördererin ist die Freie und Hansestadt Hamburg.
Alle Angebote im Regionalen Integrations-netzwerk Hamburg unter
www.hamburg.netzwerk-iq.de
Kursaufbau
Sprachliche Qualifizierung:
bei fehlendem B2-Niveau 400 UE Berufssprachkurs mit Ziel B2 (30 UE/Woche)
Fachliche Qualifizierung:
- Fachunterricht in den Bereichen Schule und Ganztagsbetreuung
- Praxiseinsätze im pädagogischen Bereich
Dauer der gesamten Maßnahme:
vorgeschalteter Berufssprachkurs B2: 4 Monate
fachliche Qualifizierung: 6 Monate
Weitere Informationen zur beruflichen Anerkennung unter:
Kontakt & Anmeldung
PASSAGE gGmbH
Nagelsweg 14
20097 Hamburg
Dr. Olga Haber | Tel.: 040/ 87 09 09 19
E-Mail: olga.haber(at)passage-hamburg.de
Silvia Brassel | Tel.: 040/ 636 75 382
E-Mail: silvia.brassel@passage-hamburg.de
Für die Anmeldung benötigen wir folgende Unterlagen:
>> Hier nochmals alle Infos als pdf-Flyer