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InLiQua - Journal

Das Projekt InLiQua - Internationale Lehrkräfte in Qualifizierung - berichtet an dieser Stelle über den Stand der Dinge: welche Meilensteine haben unsere Teilnehmenden schon gemeistert, welche Methoden haben wir gemeinsam ausprobiert und welche Materialien erarbeitet. Dieses Journal wirft kleine Schlaglichter auf die Ergebnisse der sechsmonatigen Qualifizierungsreihen.

Wege in die Schule: Neue Chancen zum Ankommen

21.08.2023. In dem Unterrichtsraum sitzen 22 Menschen. Sie kommen aus 18 Ländern. Und sie haben einiges im Gepäck, unsere Teilnehmenden am Projekt InLiQua – Internationale Lehrkräfte in Qualifizierung: ein abgeschlossenes Studium, eine pädagogische Ausbildung, Berufserfahrung als Lehrkraft. Und sehr viel Lebenserfahrung damit, was Migration bedeutet.
Dass wir die Gruppe hier in Deutschland in unserem extra für sie eingerichteten Unterrichtsraum begrüßen dürfen, hat einen einzigen Grund – sie alle vereint die Liebe zu ihrem Beruf und der Wunsch, auch in Deutschland wieder als Pädagog*inen arbeiten zu können.
Genau das ist aber nicht so ganz einfach, denn die vollständige Anerkennung als Lehrkraft in ihrem Fachbereich ist für viele unserer Teilnehmenden nicht möglich oder nur unter bestimmten Bedingungen erreichbar. Bei manchen fehlt das zweite Studienfach, das in Hamburg verpflichtend im Lehramtsstudium ist oder das studierte Fach ist eins, das nicht in den Bildungsplänen der allgemeinbildenden Schulen in Deutschland verzeichnet ist, zum Beispiel ein Studium der türkischen oder polnische Philologie. Wer dennoch den Weg über eine offizielle Anpassungsqualifizierung für das Lehramt gehen möchte, muss als erstes Deutschkenntnisse auf dem Sprachniveau C2 erreichen.

Warum das Projekt InLiQua?
Potenzial und sehr viel Motivation ist also vorhanden, um sich mit fachlichen Kenntnissen in die pädagogische Arbeit  in Deutschland einzubringen. Einige unserer Teilnehmer*innen verfügen auch bereits über Berufserfahrungen in diesem Bereich, beispielsweise als pädagogische Hilfskraft in der ganztägigen Betreuung an Schulen. Andere sind in nicht pädagogischen Jobs beschäftig, um sich den Lebensunterhalt zu sichern, doch immer verbunden mit dem Wunsch einen Berufseinstieg für den pädagogischen Bereich zu finden.
Sie möchten sehr gerne mehr Verantwortung bei ihrer Arbeit übernehmen und haben ein großes Interesse daran, sich dafür weiterzubilden und spezifische Themen- und Fachbereiche kennenzulernen.

Das Projekt InLiQua knüpft an dieser Motivation und an den mitgebrachten Fachkenntnissen an, um für diese Pädagoginnen und Pädagogen die Perspektive auf neue Schulwege aufzuzeigen und das Ankommen in der Schule in eine greifbare Entfernung zu rücken.

Unser erster Durchgang: „Wir waren wie Freunde.“

„Ich war der Pinguin, der auf den Baum klettern sollte …“

Aber wie komme ich da hoch?
Dieses Gefühl teilten viele zu Beginn der Weiterbildung: Pädagogik, Psychologie, Recht, Interkulturelle Kompetenz, Kommunikation im Beruf, Digitale Medien und und und …
Das bedeutete Monate intensiver Arbeit, viel Neues lernen, Altvertrautes neu entdecken, aber vor allem sich einlassen wollen: auf eine vielleicht andere Art der pädagogischen Beziehungsgestaltung, auf ein vielleicht anderes Bild vom Kind, auf bisher unbekannte Methoden, auf ein interdisziplinäres Miteinander und nicht zuletzt darauf, die eigene Haltung immer wieder zu reflektieren.
Das alles haben wir gemeinsam „gewuppt“, in einer freundschaftlichen Atmosphäre, mit gegenseitiger Unterstützung, mit Willenskraft und mit Wertschätzung.
Bis es schließlich hieß:

„… Jetzt bin ich oben!“

Und diesen Satz lassen wir einfach mal so stehen!

„Wir sind gern eure Versuchskaninchen!“

Ja, liebe InLiQuas, das wart ihr! Der erste Kurs, in dem wir alle voneinander gelernt haben; in dem wir uns gemeinsam weiterentwickelt haben; der uns erlaubt hat, Dinge einfach mal auszuprobieren. Wir sind miteinander gewachsen und ihr habt uns herzlich für die Unterstützung gedankt. Diesen Dank geben wir genauso herzlich zurück!

„Mehr Szenarien!“ …

… hieß es nach unserem ersten Szenario Klassenfahrt nach Bad Malente. Na klar, das Spielen realistischer Arbeitssituationen ist von großem Wert, insbesondere wenn noch so viele Fragezeichen in den Köpfen sind: Wie gestaltet man einen Elternabend? Wie gehe ich mit kritischen Situationen um? Welche kommunikativen Strategien brauche ich und wie setze ich sie ein?
Mit den Szenarien haben wir das alles ausprobiert und aus den Fragezeichen einen Punkt gemacht.

Herausforderungen

gibt es doch eigentlich immer, oder? Da war zunächst mal unser ganz neues Team mit ganz neuen Aufgaben: Akquise, Beratung, Info- und Kennenlerntage organisieren, Unterrichtsinhalte erstellen und gestalten, zu jeder Zeit über Entwicklungen im Schulwesen informiert sein, ein nachvollziehbares Ablage- und Dokumentationssystem auf die Beine stellen, als Team zusammenfinden, Expert*innen für spezielle Inhalte wie Psychologie und Recht suchen und finden und die vielen größeren und kleineren Dinge, die sich manchmal zu einem gefühlten Kilimandscharo auftürmten.
Auch das haben wir geschafft, mit gegenseitiger Unterstützung, Willenskraft und Wertschätzung.

 

Und dann waren da noch die Praxiseinsätze, in denen ihr euch in unterschiedlichen Rollen ausprobiert und vielen Herausforderungen gestellt habt.

Mit Herz und Wissen: Einblicke in die Praxiseinsätze

Dies nur einige wenige Eindrücke unserer Teilnehmenden von Ihren Praxiserfahrungen in der Ganztagsbetreuung oder in den Schulklassen:

„Hier sprechen Lehrer*innen mit den Kindern über ihre Gefühle. Das war eine schöne Erfahrung.“

„Ich habe das Kind zur Expertin gemacht.“

„Ich war Freundin, Ernährungsexpertin, Krankenschwester, Dolmetscherin, Streitschlichterin. Und dann habe ich noch die Bildungsangebote betreut.“

 

Stimmen aus der Präsentation der Praxiseinsätze

Stimmen aus der Präsentation der Praxiseinsätze

Danksagung

Diese wunderbaren Lernzuwächse hätten unsere Teilnehmenden nie ohne ihre Motivation erreichen können, deshalb erstmal ein großer Dank an unsere InLiQuas - wie wir sie nennen - fürs engagierte Mitmachen in Präsenz und online!

Große Unterstützung hat unser Lehrerinnen-Team auch durch externe Referent:innen erfahren, die zu unterschiedlichen Modulinhalten von Recht bis Psychologie unsere Inhalte durch Ihre Fachkenntnis belebt und bereichert haben.

Die intensivste Erfahrung war der direkte Austausch mit den Kindern in den Schulen bzw. im Ganztag sowie deren Betreuer:innen und Lehrkräften. Wir danken den Schulen, die unsere InLiQuas aufgenommen haben, vielfach angeleitet und mit praktischen Tipps für den späteren Berufsalltag in Deutschland versorgt haben und vielfach auch das Vertrauen, sie eigene Unterrichtideen in die Tat umsetzen zu lassen. Den Kindern danken wir für viel Geduld und gemeinsames Lachen!

Unser größter Dank gilt den Förderern und Unterstützern von InLiQua, die auf Bundes-, Landes- und Stadtebene an die Projektidee geglaubt haben und denen wir durch das große Interesse sowohl von Seiten (potenzieller) Teilnehmenden sowie von Einrichtungen aus zeigen möchten, dass dies ein funktionierender Weg zur Unterstützung in Schulen und Ganztagseinrichtungen sein kann.

Wie geht es weiter?

Derzeit läuft die Qualifizierung InLiQua II und die Bewerbungsphase für den neuen Durchgang ab August ist in vollem Gange. Interesse? Oder auch zu einem späteren Zeitpunkt? Dann tragen Sie sich doch gerne auf unserer Interessentenliste ein:

>> Interesse


Das Projekt "InLiQua" wird im Rahmen des Förderprogramms IQ - Integration durch Qualifizierung durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales und die Europäische Union über den Europäischen Sozialfonds Plus (ESF Plus) gefördert und vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge administriert. Partner in der Umsetzung sind das Bundesministerium für Bildung und Forschung und die Bundesagentur für Arbeit. Weitere Fördererin ist die Freie und Hansestadt Hamburg.


Alle Angebote im Regionalen Integrations-netzwerk Hamburg unter 
www.hamburg.netzwerk-iq.de

Kursaufbau

Sprachliche Qualifizierung:
bei fehlendem B2-Niveau 400 UE Berufssprachkurs mit Ziel B2 (30 UE/Woche)

Fachliche Qualifizierung:
- Fachunterricht in den Bereichen Schule und Ganztagsbetreuung
- Praxiseinsätze im pädagogischen Bereich

Dauer der gesamten Maßnahme:

vorgeschalteter Berufssprachkurs B2:  4 Monate

fachliche Qualifizierung: 6 Monate

Weitere Informationen zur beruflichen Anerkennung unter:

Kontakt & Anmeldung

PASSAGE gGmbH
Nagelsweg 14
20097 Hamburg

Dr. Olga Haber | Tel.: 040/ 87 09 09 19
E-Mail: olga.haber(at)passage-hamburg.de

Silvia Brassel | Tel.: 040/ 636 75 382
E-Mail: silvia.brassel@passage-hamburg.de

Für die Anmeldung benötigen wir folgende Unterlagen:

  • Ihre Qualifikation als Lehrer*in aus Ihrem Herkunftsland
  • Ablehnungsbescheid Ihres Antrags auf Anerkennung in Deutschland
  • Nachweis über Ihre Deutschkenntnisse (zum Beispiel B1 Zertifikat)

>> Hier nochmals alle Infos als pdf-Flyer