Bildungssprache zeichnet sich durch einen hohen Grad an Abstraktheit und das relative Fehlen kontextueller Hinweise aus; anders als im Alltag spielen konzeptuelle Mündlichkeit und Schriftlichkeit eine große Rolle. Bildungssprache findet sich vor allem in akademischen Texten und Fachtexten.
Um bildungssprachliche Texte zu entschlüsseln brauchen Leser_innen gute Lesestrategien. Das Verfassen bildungssprachlicher Texte erfordert ebenfalls eine ganze Reihe verschiedener Fertigkeiten, wie etwa die Fähigkeit zum analytischen Denken und zum Strukturieren.
Auf der grammatischen Ebene zeichnet sich Bildungssprache häufig durch Nominalisierungen und starken Passivgebrauch aus. Bildungssprachliche Kompetenzen sind eine wichtige Grundlage für fachliches Lernen und Handeln. Aufgrund der hohen Bedeutung von Bildungssprache für die berufliche Qualifizierung wird heute verstärkt für eine gemeinsame Vermittlung sprachlicher und fachlicher Inhalte – etwa in Form eines integrierten Sprachunterrichts oder Weiterbildungsbegleitender Hilfen – plädiert.
Am 28. September 2012 tagten an der Universität Hamburg die Mitglieder der FÖRMIG-Länderprojekte, dir Arbeitsgruppen und die Projektleiter_innen und –koordinator_innen der Förderunterrichtsstandorte der Stiftung Mercator. Der Titel der Tagung lautete diesmal: "Durchgängige Sprachbildung für Bildungserfolg". Einen Einblick in die verschiedenen Vorträge dort finden Sie hier.
Die Ausgabe 2/2012 der Zeitschrift „Berufsbildung in Wissenschaft und Praxis“ des BIBB hat den Themenschwerpunkt „Sprache und Beruf“. Das komplette Heft können Sie hier einsehen und sowohl einzelne Artikel als auch die gesamte Ausgabe bestellen. In dem Themenheft finden sich eine ganze Reihe von Aufsätzen, die interessante wissenschaftliche Befunde für das Feld berufsbezogenes Deutsch beinhalten. Um einen ersten Einblick zu ermöglichen, stellen wir im Folgenden einige der Aufsätze auszugshaft dar. Dabei konzentriert sich unsere Auswahl vor allem auf diejenigen Fragestellungen und Ansätze, an die die Arbeit der Fachstelle Berufsbezogenes Deutsch anschließt.
Am 18.-19. November 2011 fand an der Universität Hamburg die Fachtagung "Bildungssprache-Bildungserfolg" des FörMig-Kompetenzzentrums statt, das 2010 seine Arbeit als Forschungstransferzentrum aufgenommen hat. Aufgabe des Kompetenzzentrums ist es wissenschaftliche Expertise zum Thema Sprachbildung für die Bildungspraxis aufzubereiten mit dem Ziel bildungssprachförderlichen Unterricht zu entwickeln und zu erproben. Im Fokus standen Beiträge und Workshops zum Zusammenhang von Bildungserfolg und Sprachbildung sowie praktische Ansätze zur durchgängigen Förderung bildungssprachlicher Fähigkeiten.
Am 23. 9. 2009 hat Professor Dr. Ingrid Gogolin an der LMU München einen Vortrag mit dem Titel „Migranten im deutschen Bildungswesen – Perspektiven interkultureller Pädagogik“ gehalten. In dem Vortrag wird unter anderem erläutert, welche Merkmale Bildungssprache ausweisen (u. a. Gebrauchszweck, Grammatik, Textsorten, Register) und mit welchen bildungssprachlichen Herausforderungen Kinder mit Migrationshintergrund in der Schule konfrontiert sind. Nicht zuletzt wird in dem Vortrag anhand von Unterrichtsbeobachtungen aufgezeigt, welche Faktoren dazu beitragen, dass Kinder sich Bildungssprache aneignen - oder nicht. Die Videoaufzeichnung dieses Vortrags steht auf der Homepage des Förmig-Kompetenzzentrums unter der Rubrik Bildungssprache zur Verfügung. Einzelne Kapitel des Vortrags können angewählt werden und die ausgesprochen verständlich gehaltenen Ausführungen zum Thema Bildungssprache beginnen im Kapitel 5 der Präsentation.
Beim Eintritt in die berufliche Ausbildung benötigen Jugendliche eine bildungssprachliche Kompetenz, die es ihnen ermöglicht, fach- und berufsbezogene Aufgaben zu bewältigen. Viele Schüler_innen, vor allem (aber nicht nur) diejenigen mit Migrationshintergrund, sind diesen Anforderungen jedoch nicht gewachsen. Eine der Ursachen dieser Diskrepanz liegt nach Udo Ohm in der Lehrerausbildung: Fachlehrer_innen werden nämlich nicht auf die konstitutive Funktion von Sprache für das Fachlernen vorbereitet. Ohm argumentiert, dass die sprachliche Förderung von Schülerinnen und Schülern mit Zweitsprache Aufgabe aller Fachlehrkräfte sein muss.
Matilde Grünhage-Monetti zeigt am Beispiel zweier Arbeitnehmerinnen mit Migrationshintergrund, wie sehr Lernmotivation und Lernentscheidungen Erwachsener mit persönlichen Lernerfahrungen, beruflichen Identitäten und Selbstbildern, Lebensplänen sowie mit Zugängen, sozialen Optionen und Partizipationsaussichten verbunden sind. Für die Konzeption sprachlicher Bildungsangebote in Betrieben spielen außerdem die Rahmenbedingungen und die Lernkultur im Betrieb eine bedeutende Rolle. Wie können Bildungsangebote im Rahmen innerbetrieblicher Weiterbildungen sowohl den subjektiven Erfahrungen, Kompetenzen und emotionalen Welten der Lernenden als auch betrieblichen Bedarfen Rechnung tragen? Welche lerntheoretischen Konzepte eignen sich, um die Komplexität des (Sprachen-)lernens zwischen kognitiven, emotionalen und sozialen Faktoren zu erklären?