Udo Ohm (2009): Zur Professionalisierung von Lehrkräften im Bereich Deutsch als Zweitsprache

Überlegungen zu zentralen Kompetenzbereichen für die Lehrerausbildung


Udo Ohm schlägt in seinem Aufsatz drei Kompetenzbereiche vor, die zukünftig  Bestandteil eines fächerübergreifenden Ausbildungssegments Deutsch als Zweitsprache in der Erstausbildung für Fachlehrer sein sollten:  

  • Die Unterstützung zweitsprachenspezifischer Entwicklungsprozesse Lehrkräfte müssen mit lernersprachlichen Entwicklungsprozessen vertraut sein und sollten deren Auswirkungen auf das Sprachverhalten von Schüler_innen kennen. Die besonderen sprachlichen Voraussetzungen von Lernenden mit Migrationsgeschichte müssen im Unterricht berücksichtigt werden: In diesem Kontext ist zum Beispiel das Einordnen von Fehlern als Ausdruck von Lernersprache ebenso von Bedeutung wie der tolerante und konstruktive Umgang damit. Außerdem ist es wichtig, dass Schüler_innen im Unterricht ausreichend Gelegenheit zu sprachlicher Produktion bekommen.
  • Die Förderung bildungssprachlicher Kompetenzen fachlichen Lernens Mangelnde bildungssprachliche Kompetenz (in der Zweitsprache) – dazu gehört etwa Lesekompetenz, das Erklären von Sachverhalten und Abläufen sowie die Fähigkeit zu argumentativen Auseinandersetzungen – schränkt die Handlungskompetenz der Schüler_innen ein. Lehrende sollten dafür Sorge tragen, dass Schüler_innen nicht-deutscher Herkunftssprachen Deutsch auf bildungssprachlichem Niveau erwerben können und typischen Schwierigkeiten  bei der Arbeit mit Fachtexten konstruktiv begegnen. Textvorentlastung, Verstehensstrategien und Lesestrategien müssen folglich Bestandteil des Unterrichts mit Fachtexten sein. 
  • Schulsprachliche Normalitätserwartungen sollen reflektiert werden. Lehrende müssen für verschiedene Spracherwerbsbiographien und daraus resultierende Lernvoraussetzungen sensibilisiert werden, damit die normgerechte Beherrschung der deutschen Sprache nicht unreflektiert zum Selektionsinstrument bei der Verteilung von Bildungschancen wird. Ohm wendet Bourdieus Konzept der „legitimen Sprache“ auf die Schulsprache an: Wenn Schülerinnen und Schüler diese nicht adäquat beherrschen, sie aber normativ gesetzt wird, ist damit der Zugang zu Bildung und sozialen Welten begrenzt. 

Wie sich die Integration dieser drei Kompetenzbereiche in die Lehrerausbildung gestalten könnte und welche Kenntnisse Lehrer_innen mitbringen müssen, damit sie in heterogenen Schulklassen einen sprachförderlichen Fachunterricht durchführen können, beschreibt Udo Ohm ausführlich in seinem Aufsatz, mit dem er einen wichtigen Beitrag zur Diskussion über die Professionalisierung von Lehrkräften und Kursleitenden liefert. 

Ohm, Udo (2009): Zur Professionalisierung von Lehrkräften im Bereich Deutsch als Zweitsprache. Überlegungen zu zentralen Kompetenzbereichen für die Lehrerausbildung. In: Zeitschrift für interkulturellen Fremdsprachenunterricht, Jahrgang 14, Nr. 2, 28-36.