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Berufsbezogenes Deutsch

Kurz gesagt:

Berufsbezogenes Deutsch ist Kommunikation in der Arbeitswelt in allen Bereichen und Situationen der Berufsorientierung, in Qualifizierungen und im Betrieb – vom Vorstellungsgespräch bis zur Weiterbildung, vom Übergabeprotokoll bis zur Pausenunterhaltung. Berufsbezogene Deutschkurse und weitere Instrumente zur sprachlichen Unterstützung sollen Zugewanderten dabei helfen, sich nötige Sprachkenntnisse anzueignen und dadurch einen verbesserten Zugang zum Arbeitsmarkt und zu beruflicher Qualifizierung zu erhalten.

Berufsbezogenes Deutsch lässt sich als Arbeitsfeld und Fachdisziplin an der Schnittstelle von Germanistik/ Deutsch als Zweitsprache und Berufspädagogik ansiedeln und ist seit ca. 20 Jahren zunehmend im Fokus von Wissenschaft und Praxis.



Berufsbezogenes Deutsch: Was ist das?

Berufsbezogenes Deutsch ist Kommunikation in der Arbeitswelt in allen Bereichen und Situationen der Berufsorientierung, in Qualifizierungen, im Betrieb – vom Vorstellungsgespräch bis zur Weiterbildung, vom Übergabeprotokoll bis zur Pausenunterhaltung. Diese sprachlichen Anforderungen, mündlich wie schriftlich, werden immer komplexer und sind Barrieren besonders für Migrantinnen und Migranten, die Deutsch nicht als Muttersprache sprechen. Berufsbezogene Deutschkurse sollen hier helfen.  

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SprachBrücken in den Beruf - Überblicksvortrag zum Thema "Berufsbezogenes Deutsch"

Das Thema "Fach- und berufsbezogene Kommunikation: Forschungsergebnisse und didaktisch-methodische Konzepte aus Deutsch als Fremdsprache und Deutsch als Zweitsprache" war einer der vier Schwerpunkte auf der 40. Jahrestagung des Fachverbands Deutsch als Fremdsprache (FaDaF), die vom 21. bis 23. März 2013 an der Universität Bamberg stattgefunden hat. Prof. Dr. Karen Schramm vom Herder-Institut der Universität Leipzig hielt in diesem Rahmen einen Überblicksvortrag, der die aktuellen Entwicklungen im Arbeitsfeld "Berufsbezogenes Deutsch" anschaulich zusammenfasst. 

Zum Download des Vortrags (9,3 MB).


Wo entsteht eigentlich Bedarf für Berufsbezogenes Deutsch und wodurch sind diese Bedarfe bestimmt?

Stellenanzeigen verstehen, ein Vorstellungsgespräch führen, mit Kunden telefonieren – aber auch Weiterbildungsmöglichkeiten recherchieren oder einen Urlaubsantrag schreiben: Die Bandbreite der Sprachhandlungen im Berufs- und Qualifizierungsalltag ist groß, und jede einzelne erfordert vielfältige kommunikative Fähigkeiten. Der Aufbau und die Sprache von Fachtexten müssen dabei ebenso bekannt sein wie die unterschiedlichen sprachlichen Register, die Kollegen, Vorgesetzten und Kunden gegenüber angemessen sind: Wen siezt man, wen duzt man, wann ist Umgangssprache angebracht und mit welchen sprachlichen Formen kann man Höflichkeit ausdrücken? 


Komplexe sprachliche Anforderungen

Die sprachlichen Anforderungen in der Arbeitswelt, in Qualifizierung und Weiterbildung sind komplexer geworden. Eine Untersuchung der Studiengruppe des Deutschen Instituts für Erwachsenenbildung (DIE) „Deutsch am Arbeitsplatz“ belegt den Zusammenhang zwischen der Kommunikation und der Organisation im Betrieb: Die Organisationsstruktur legt fest, wer wann was hören, sprechen, lesen und schreiben muss beziehungsweise darf. Dieses System ist allerdings meist nicht lange stabil: Wenn sich die Arbeitsaufteilung ändert, ändern sich sofort auch die kommunikativen Anforderungen. Sie stellen für Migrantinnen und Migranten besondere Hürden dar. Doch werden diese Anforderungen bislang auch in den Angeboten zur beruflichen Weiterbildung kaum berücksichtigt, das zeigen Untersuchungen des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB). Dazu passt die Statistik der Bundesagentur für Arbeit, die ausweist, dass die Teilnahmequote von Migrantinnen und Migranten an ihren Fördermaßnahmen deutlich niedriger lag als die von deutschen Arbeitslosen.


Welche sprachlichen Handlungen beschreibt berufsbezogenes Deutsch?

Der berufsbezogene Deutschunterricht greift verschiedene kommunikative Anforderungen auf, die Bestandteil des Arbeitslebens sind – und dazu gehören z. B. auch Pausengespräche. Weitere Beispiele dafür sind:

  • Störungsmeldungen formulieren 
  • Telefongespräche führen 
  • Urlaubsanträge schreiben 
  • Sicherheitsvorschriften lesen 
  • Sich beim Betriebsrat informieren/beschweren
  • Gehaltsverhandlungen mit Vorgesetzten führen 

Um solche sprachlichen Anforderungen zu bewältigen, müssen die jeweiligen Sprecher_innen über eine ganze Reihe von kommunikativen Kompetenzen verfügen: Der inhaltliche Aufbau von Fachtexten und Arbeitsanweisungen muss ihnen ebenso geläufig sein wie das darin enthaltene Vokabular. Darüber hinaus ist es notwendig zu wissen, wie mit Kund_innen, Kolleg_innen oder Vorgesetzten gesprochen wird und die entsprechenden umgangssprachlichen, formalen oder höflichen Sprachformen und Register anwenden zu können. So ist „dein Schutzhelm hat ne Delle, Mann“ unter Umständen ein angemessener Hinweis an die Adresse des Kollegen, muss jedoch an den Vorgesetzten gerichtet sicher anders formuliert werden.


Qualifizierung und Weiterbildung

Wer braucht also was und wie passen Bildungsanbieter ihre Angebote an? Darüber gibt es eine breite Diskussion mit mehr Fragen als Antworten. Im Förderprogramm IQ wurde dazu das Modell einer „Prozesskette für die berufliche Integration“ entwickelt. Es definiert fünf typische Phasen, die für eine berufliche Integration wichtig sind und zu denen es Angebote geben sollte – auch im Bereich des berufsbezogenen Deutschunterrichts. 


Welches Lehrmaterial bildet die Grundlage für den berufsbezogenen Deutschunterricht?

Auch wenn im Lauf der letzten Jahre vermehrt Lehrwerke entwickelt wurden, in denen die Kommunikation rund um den Arbeitsplatz oder bezogen auf bestimmte Branchen im Mittelpunkt steht, beschreibt ein methodisches Vorgehen, das sich kurz als „vom Bedarf zur Maßnahme“ (top down) charakterisieren lässt, den vielversprechenderen Weg zum teilnehmer- und handlungsorientierten Deutschunterricht. Dafür wird zunächst eine Sprachbedarfserhebung am Arbeitsplatz durchgeführt, auf deren Grundlage dann Unterrichtsmaterial entwickelt wird. Im Anschluss an die Sprachbedarfserhebung besteht im Unterricht sehr konkret die Möglichkeit, die sprachlichen Handlungen aufzugreifen, die in der Abteilung, im Betrieb oder an den Arbeitsplätzen eine Rolle spielen (z.B. das Erstellen von Übergabeprotokollen). Unterrichtsmaterial wird folglich auf der Grundlage authentischer Gesprächssituationen oder fachsprachlicher Texte am Arbeitsplatz erstellt.

 


Ziele des berufsbezogenen Deutschunterrichts

Berufsbezogene Deutschkurse zielen auf die Sicherung von Arbeitsplätzen und die Partizipation von Migrantinnen und Migranten am gesellschaftlichen und beruflichen Leben. Gleichzeitig sind sie ein unverzichtbarer Bestandteil innerbetrieblicher Weiterbildung: Indem die berufsbezogene sprachliche Handlungskompetenz der TN gestärkt wird, können häufig auch Arbeitsabläufe optimiert werden. Es geht in diesem Sinne weniger darum zu wissen, was eine „Bügelmessschraube“ ist, als darum, schnell kommunizieren zu können, welches Problem sie verursacht.


Deutsch für den Beruf: Modelle und Perspektiven

Damit die Qualität von berufsbezogenen Deutschkursen gewährleistet werden kann, müssen trotz bereits vorhandener guter Ansätze noch etliche Herausforderungen gemeistert werden – zu diesem Schluss kommen Claudia Lo Hufnagl, Andrea Daase, Barbara Haider, Petra Szablewski-Çavus und Wilfried Weiss in ihrem Aufsatz "Deutsch für den Beruf. Modelle und Perspektiven". Bildungsübergängen muss dabei besondere Aufmerksamkeit gelten. In dem Aufsatz werden Entwicklungen des berufsbezogenen DaZ-Unterrichts aufgezeigt, Kriterien zur Einordnung von Kursen abgebildet und Felder benannt, die für die Qualitätssicherung der Kurse von besonderer Bedeutung sind.  Mit konkreten programmatischen Forderungen an Politik, Arbeitsmarktakteure, Betriebe u. a. schließt diese Bestandaufnahme ab. 

Zum Artikel 

 


Studiengruppe „Deutsch am Arbeitsplatz (DaA) - Untersuchung zur Kommunikation im Betrieb als Grundlage einer organisationsbezogenen Zweitsprachförderung“

Von Juli 2009 bis Juni 2010 hat die von der VolkswagenStiftung geförderte Studiengruppe „Deutsch am Arbeitsplatz“ die sprachlich-kommunikativen Anforderungen an Arbeitsplätzen mit einem hohen Anteil an Beschäftigten mit Deutsch als Zweitsprache ermittelt. Dabei wurde authentische Kommunikation unter Berücksichtigung betrieblicher Organisationsstrukturen und Inhalte im Hinblick auf die Weiterentwicklung der berufs- und arbeitsplatzbezogenen Zweitsprachförderung dokumentiert und analysiert. In diesem Artikel gibt Matilde Grünhage-Monetti einen kurzen Überblick über die Ergebnisse der ethnographischen Erkundungen in 15 Betrieben.

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Modul "Deutsch für den Beruf" am Herder-Institut der Universität Leipzig

Im Rahmen des Bachelorstudiengangs findet am Herder-Institut der Universität Leipzig das Projektmodul „Deutsch für den Beruf: Fachliche Handlungsorientierung“ statt. Ziel dieses Projektseminars ist es, die sprachlichen Handlungsbedürfnisse für eine identifizierte Berufsgruppe zu bestimmen und gemeinsam Konzepte für die Vermittlung der Zweitsprache Deutsch zu entwickeln. Grundlage dafür sind zielgruppenspezifische Bedarfs- und Bedürfnisanalysen mittels der Sammlung berufsspezifischer Textsorten. Auf der Grundlage linguistischer Analysen, die im Seminar "Konzepte, Methoden und Interessen der Fachsprachenforschung" erarbeitet werden, sollen in einem letzten Schritt relevante Szenarien definiert und den Elementen des beruflichen Szenarios Kann-Beschreibungen zugeordnet werden. Darauf aufbauend werden abschließend offene Unterrichtskonzepte (z. B. Simulation Globale) entwickelt und beispielhaft Materialien erstellt.

Zum Bericht von Catarina Mempel


Dissertation „Fremdsprachen berufsorientiert lernen und lehren“

Die Autorin Christina Kuhn fokussiert in ihrer Studie die Frage, wie ein berufsorientierter Fremdsprachenunterricht gestaltet sein muss, damit Lernende befähigt werden, fremdsprachlichen und interkulturellen Anforderungen in der Arbeitswelt angemessen zu begegnen und Veränderungen in der Arbeitswelt mitzugestalten. Themen der Untersuchung sind Kommunikative Anforderungen der Arbeitswelt, der Fremdsprachenbedarf in Unternehmen sowie die Motivation von Lernenden Fremdsprachen berufsbezogen zu erlernen. Eingehend erläutert wird unter anderem die Planung eines integrierten Berufsbezogenen DaF-Unterricht und die Konsequenzen für die Lehrerausbildung bezogen auf den berufsbezogenen Deutsch als Fremdsprache Unterricht.

Download (pdf-Datei, 3,83 MB)

 


Lernen - Verständigen – Handeln: berufsbezogenes Deutsch.

Eine der vier Praxishilfen, die aus dem Projekt „Entwicklung und Erprobung eines Konzepts zur beruflichen Qualifizierung von ausländischen ArbeitnehmerInnen“ hervorgegangen ist, das 1992 am DIE durchgeführt und durch den BMWF Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Technologie gefördert wurde.
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Dokumentation der Fachveranstaltung Berufsbezogener Deutschunterricht - Qualitätskriterien, Konzepte, Umsetzung

Am 26. September 2008 fand in Herford die Tagung des Facharbeitskreises Berufsbezogenes Deutsch im Netzwerk Integration durch Qualifizierung (IQ) statt. Themenschwerpunkte der Vorträge, Podiumsdiskussionen und Workshops waren: innerbetriebliche Weiterbildung, Lehrmaterialerstellung, Qualitätskriterien interaktiv, Kursleiterfortbildung, Sprachbedarfserhebung und das ESF-BAMF-Programm. In der Broschüre ist die Fachtagung mit Fotos, Texten und Stellungnahmen eindrücklich dokumentiert. 

Zur Broschüre (PDF, 614 KB)


Dokumentation der Fachtagung "Zweitsprachenkompetenz - Schlüssel zur beruflichen Integration"

Am 26. September 2005 führten das Koordinierungsprojekt IQ und die Entwicklungspartnerschaft NOBI in Hamburg eine Fachtagung zum Thema "Zweitsprachenkompetenz - Schlüssel zur beruflichen Integration" durch. Die Dokumentation der Veranstaltung ist als Broschüre erschienen.

Zur Broschüre (PDF, 490 KB)


"Sprachgewandt - Mitreden am Arbeitsplatz"

Ein Film zum Handlungsfeld Berufsbezogenes Deutsch (erstellt 2008). Sie können sich den Film auch auf YouTube ansehen:

Bitte klicken Sie hier. (Filmlänge 6:43 Minuten)