Kommunikationsschwierigkeiten erschweren und belasten den Berufsalltag. Wenn aber Menschen mit einer anderen Erstsprache als Deutsch eine Ausbildung oder Beschäftigung in Deutschland beginnen, begegnen den Beteiligten oft vermehrt Herausforderungen in der Kommunikation. Um an dieser Stelle zu unterstützen, hat die Fachstelle Berufsbezogenes Deutsch gemeinsam mit einigen IQ Landesnetzwerken (LNW) ein Konzept zur „Kommunikativen Bedarfsermittlung im Betrieb“ (KBE) entwickelt.
Seit der zweiten Jahreshälfte 2021 wurde dieses Konzept in Zusammenarbeit mit acht LNW erprobt. Während der Pilotierung fokussiert sich die kommunikative Bedarfsermittlung auf die Erfassung von sprachlichen Anforderungen an den jeweiligen Arbeitsplätzen, den damit verbundenen Herausforderungen für die dort beschäftigten internationalen Fachkräfte und das Aufzeigen konkreter Lösungsangebote.
Damit die Teilnahme an einem Berufssprachkurs als regelhaftes berufsbezogenes Sprachförderinstrument des Bundes stets als erste Option bedacht wird, werden alle Ergebnisse der KBE jeweils zur Prüfung an den Außendienst des BAMF weitergeleitet.
Von Juli bis Dezember 2021 wurden bundesweit in 47 Unternehmen verschiedener Branchen Bedarfsermittlungen durchgeführt. Die Gespräche mit Unternehmensleitungen, Personalverantwortlichen, Anleitenden sowie den Mitarbeitenden fanden auf der Grundlage eines von der Fachstelle entwickelten offenen Interviewleitfadens statt.
Ergebnisse der kommunikativen Bedarfsermittlung
Die Situation in den Betrieben in Bezug auf die Gewinnung von Personal und die sprachliche Qualifizierung internationaler Fachkräfte stellte sich sehr unterschiedlich dar. Einflussgrößen sind u.a.
Die ermittelten Sprachbedarfe konnten differenziert werden nach allgemein berufsbezogenen und fachspezifischen Bedarfen, Kommunikation mit Kund*innen und Kolleg*innen sowie Aus- und Weiterbildung.
Gemeinsame Anliegen in den unterschiedlichen Berufsfeldern waren beispielsweise die Notwendigkeit, flüssiger zu kommunizieren, Gesprächen besser folgen zu können und Arbeits- und Sicherheitsanweisungen zu verstehen. Im direkten Kontakt mit Kund*innen und Kolleg*innen standen Themen wie Registerwechsel, das Nachfragen, wenn Gesprächsbeiträge nicht oder nicht vollständig verstanden wurden, telefonieren, Smalltalk und Umgangssprache sowie die generelle sprachliche Partizipation in der Teamarbeit im Vordergrund.
Die organisatorischen Rahmenbedingungen und die in den Unternehmen zur Verfügung stehenden Ressourcen unterschieden sich sowohl innerhalb der Berufsfelder als auch in den einzelnen Unternehmen. So signalisierte knapp die Hälfte der befragten Betriebe, dass eine Kostenübernahme oder eine Freistellung für die Durchführung eines betrieblichen DaZ Angebotes denkbar wäre.
Einer grundsätzlichen Fördermöglichkeit durch die DeuFöV standen nach den vorliegenden Rückmeldung der Außendienstmitarbeiter*innen des BAMF oftmals formale Kriterien wie die Mindestteilnehmendenzahl oder die vorgegebene Laufzeit möglicher Kurse aber auch fehlende aufenthaltsrechtliche Zugangsvoraussetzungen entgegen.
Die bisher vorliegenden Ergebnisse legen schon jetzt den Schluss nahe, dass in den für die Mehrheit der bisher befragten Betriebe über die Berufssprachkurse hinaus Instrumente zur Verfügung gestellt werden müssten, mit denen passgenauer und flexibler auf die ermittelten sehr differenzierten Weiterbildungsbedarfe der Fachkräfte reagiert werden kann wie z.B. mit Sprachcoaching, Unterricht in Kleinstgruppen und betrieblichem Sprachmentoring. Aus den Bedarfsermittlungen lässt sich zudem die Tendenz erkennen, dass Unternehmen bereit wären, für entsprechende Angebote anteilig Ressourcen zur Verfügung zu stellen. Die Pilotierung wird 2022 fortgesetzt.
Zu Möglichkeiten berufsbezogener Deutschtrainings informieren Sie in der IQ Fachstelle Berufsbezogenes Deutsch:
Rita Leinecke
passage gGmbH
Nagelsweg 10, 20097 Hamburg
040-2419 2788
rita.leinecke[at]passage-hamburg.de
Ute Köhler
passage gGmbH
Nagelsweg 10, 20097 Hamburg
040-4665 2561
ute.koehler[at]passage-hamburg.de