Buchtipp: Deutsch für den Beruf

„Deutsch für den Beruf. Eine Einführung“ ist der Titel eines 2022 von Prof. Dr. Constanze Niederhaus vorgelegten Bandes zu diesem Arbeitsfeld im Kontext Deutsch als Fremd- und Zweitsprache. Es soll einen breiten Überblick des Arbeitsfeldes bieten sowie eine Zusammenschau von Konzepten und Studien liefern. Genauso breitgefächert ist die Zielgruppe dieses Bandes: es werden gleichermaßen Studierende, Lehrer*innen und Fortbildende wie auch Kursleitende, Kursplanende und nicht zuletzt auch Forschende angesprochen.

Auf den Titel des Buches verweist die Autorin indirekt, indem sie Deutsch für den Beruf als „terminologische Alternative zum Terminus Berufsbezogenes Deutsch“ (S.38) bezeichnet. Dem Begriffsverständnis legt sie Modelle beruflicher Kommunikation zugrunde, die aus ihrer Sicht der Komplexität der Sprachverwendung im Arbeitsfeld eher gerecht werden könnten als Versuche einer linguistischen Bestimmung des Registers Berufssprache (S.42).

Nach einer Beschreibung des Arbeitsfeldes Deutsch für den Beruf und Begriffsherleitungen wie oben genannte in Kapitel 1 und 2 befasst sich die Autorin im Band mit zentralen Fragestellungen, wie dem Konzept des Sprachbedarfs und gibt einen umfassenden Überblick über Ansätze zur Ermittlung und Analyse berufsbezogener sprachlich-kommunikativer Bedarfe. Die Zusammenschau dieses Forschungsbereiches, für den sie „weder eine einheitliche Herangehensweise noch eine einheitliche Terminologie“ (S.48) konstatiert, schließt mit dem Fazit, dass für aufwändige Untersuchungen zu sprachlich-kommunikativen Bedarfen bislang noch zu wenig Ressourcen zur Verfügung gestellt würden (S.73).

Neben der Betrachtung spezifischer Besonderheiten zum Lesen, Schreiben und der mündlichen Kommunikation im Arbeitsfeld Deutsch für den Beruf seien hier die Kapitel zu Besonderen Ansätzen und zur Sprachdiagnostik im Arbeitsfeld hervorgehoben. Es ist aus unserer Perspektive zu begrüßen, dass im Kapitel zu Besonderen Ansätzen jahrelange Praxiserfahrungen aus Programmen und Modellprojekten einbezogen werden und eine ebenso lang geforderte Verbesserung der empirischen Datenlage in diesem Kontext bestärkt wird. Aufgezeigt und systematisiert dargestellt werden Ansätze, die in Erweiterung von Sprachunterricht auf die besonderen Bedarfe der Lernenden in beruflichen Kontexten ausgerichtet sind, wie das Integrierte Fach- und Sprachlernen, die Szenariendidaktik, Teamteaching von Fach- und Sprachlehrenden und das Sprachcoaching als individuellstes Format. Nicht vermeiden lässt sich wohl bei überblicksartigen Darstellungen eines Arbeitsfeldes, dass beim Erscheinen Entwicklungen weiter vorangeschritten sind. In diesem Band wird im Abschnitt zur szenarienbasierten Sprachdiagnostik auf ein IQ Teilprojekt im Berufsfeld Pflege Bezug genommen, das 2018 dokumentiert wurde. Inzwischen liegen weitere Erfahrungen zur Entwicklung, Pilotierung und Evaluation einer Fachsprachenprüfung B2 Pflege vor, die auf eine zukünftige breitere Anwendung dieses Prüfungsformates hinweisen.

Aus unserer Sicht wird mit diesem Band der zunehmenden Bedeutung des Deutschlernens in beruflichen Kontexten insofern Rechnung getragen als die Autorin sowohl einen umfassenden Überblick über vorliegende Ansätze und Forschungsergebnisse liefert als auch Forschungsdesiderate und Herausforderungen der Praxis in einen Zusammenhang stellt, der von der Bedarfsermittlung über die didaktische Umsetzung bis zur Lernerfolgsmessung reicht.

Jana Laxczkowiak