Abschlusstagung Arbeitsplatzorientierte Grundbildung für gering qualifizierte Beschäftigte

Am 8. September 2015 fand in Hamburg die Abschlusstagung der Projekte "Arbeitsplatzorientierte Grundbildung (A&O)" und "Offensive zur Implementierung und Verstetigung arbeitsplatznaher Grundbildung in Hamburger Unternehmen (Grund:Bildung und Wirtschaft)" statt.

Die Fachstelle Berufsbezogenes Deutsch hatte in diesem Zusammenhang im dreijährigen Projekt  Grund:Bildung und Wirtschaft den Auftrag übernommen, Sprachbedarfsermittlungen in Betrieben in den Branchen Gebäudereinigung, Garten- und Landschaftsbau und Hotel/Gastronomie durchzuführen sowie bei der Kursentwicklung und -auswertung zu beraten.

In der ersten Talkrunde mit einem Unternehmens- und einem Innungsvertreter wurde deutlich, dass einige Unternehmen durchaus bereit sind, in die Weiterbildung ihrer gering qualifiziert Beschäftigten zu investieren. Sie brauchen dafür in der Regel eine geeignete Ansprache, flexible auf den Betrieb zugeschnittene Angebote und Unterstützung bei der Teilnehmergewinnung, der Umsetzung und der Finanzierung. Gleichwohl braucht es einen langen Atem, um Grundbildungsangebote in Unternehmen zu implementieren, fasste der Moderator die Podiumsdiskussion zusammen.

Die Ergebnisse und den wissenschaftlichen Ertrag des Hamburger Verbundprojektes stellte Verbundleiter Prof. Dr. Joachim Schroeder von der Universität Hamburg vor. Neben einem Grundbildungsatlas, der alle Hamburger Grundbildungsangebote auf einem Stadtplan visualisiert, werden in einem Projektbuch die relevanten Erkenntnisse  beschrieben und die mehr praktischen Aspekte wie Dialog mit Betrieben,  Bedarfsermittlung und Kursentwicklung als PDF zum Download auf den Internetseiten der Verbundpartner zur Verfügung gestellt. Das Projektbuch soll Ende 2015 erscheinen.
 
Einen interessanten Einblick in die bildungspolitische Verankerung von Grundbildung im Großherzogtum Luxemburg gab Dr. Chantal Fandel: Im zentralistisch regierten Luxemburg ist der Anspruch auch auf Grundbildung im Erwachsenenalter gesetzlich verankert. Daraus ergeben sich als positive Folgen, dass Unternehmen staatliche Beihilfen für berufliche Weiterbildung ihrer Beschäftigten bekommen können, dass es staatliche Informations- und Sensibilisierungskampagnen gibt und der Staat in die Weiterbildung der TrainerInnen sowie in pädagogische Innovation und Entwicklung investiert. 

Im Gegensatz dazu hat eine Institutionalisierung von Grundbildung in Hamburg noch einen langen Weg vor sich, wie die Diskussionsteilnehmerinnen der Podiumsrunde am Nachmittag zusammentrugen.

Über die konkrete Umsetzung der Projektteile ComCafés, Kurse in Unternehmen, den Grundbildungsatlas und die Workshops für Anleitende in der Reinigungsbranche konnten sich die Tagungsteilnehmerinnen und -teilnehmer auf dem anschließenden Marktplatz im Detail informieren. 

Rita Leinecke

Hier stehen der Tagungsflyer sowie die Vorträge von Dr. Fandel und von Prof. Schroeder zum Herunterladen zur Verfügung.