Von der Hand in den Mund? GEW-Studie zur Arbeitssituation von Erwachsenenbildner_innen

Orientiert man sich an öffentlichen und medialen Diskursen zur Bedeutung von Weiterbildung und Lebenslangem Lernen, müsste die Tätigkeit von Dozent_innen, Kursleiter_innen und Weiterbildner_innen eine hohe gesellschaftliche Anerkennung – und einen entsprechenden Lohn – nach sich ziehen.

Die Autor_innen der Studie „Beschäftigung in der Weiterbildung“ haben mehrere Interviews mit Erwachsenenbildner_innen durchgeführt und kommen zu deutlich widersprüchlicheren Ergebnissen: Lediglich die in der privatfinanzierten beruflichen/betrieblichen  Weiterbildung Beschäftigten verdienen relativ gut, wohingegen sich innerhalb des Segments der allgemeinen (und meist öffentlich finanzierten) Weiterbildung - trotz geringer Qualifikationsunterschiede der jeweiligen Dozent_innen - ein deutliches Ausmaß prekärer Beschäftigung breit gemacht hat. Dies betrifft "hauptberufliche" Honorarkräfte am stärksten.

So haben die in der öffentlich finanzierten Weiterbildung beschäftigten Honorarkräfte häufig bei (mehr als) Vollzeitbeschäftigung lediglich 800 bis 1100 Euro zur Verfügung und sehen sich permanent von Armut und beruflicher Perspektivlosigkeit bedroht. Als „Kompensation“ verzichten viele auf die Entrichtung von Renten- und Krankenversicherungsbeiträgen und damit auf die Altersvorsorge und soziale Absicherung. Arbeitszeiten am Abend oder Wochenende sind nicht ungewöhnlich und führen zusammen mit der grenzenlosen Zwangsflexibilität der Honorarkräfte (ein Tribut an die verschiedenen Auftraggeber_innen und Arbeitsorte) zur Vernachlässigung sozialer Schutzzonen. Persönliche Überforderung und Burn-Out-Symptome sind nicht selten die Folge. Dies sind nur einige Ergebnisse der qualitativen Untersuchung, die im Auftrag der Max-Taeger-Stiftung von drei Mitarbeiter_innen der Universität Duisburg-Essen durchgeführt wurde.

Die GEW-Studie wirft ein Schlaglicht auf die Situation von Weiterbildner_innen in öffentlich versus privat finanzierten Sektoren und lässt dadurch Rückschlüsse auf die Faktoren zu, welche die Qualität der Beschäftigungsverhältnisse und auch die (finanzielle und berufliche) Anerkennung im jeweiligen Kontext beeinflussen. Interviewauszüge illustrieren dabei die zentralen Themen und Ergebnisse der Studie, die sich bemerkenswert gut liest. Abschließend werden etliche weiterführende Fragen aufgeworfen, die Desiderata zukünftiger Forschung ansprechen.

Zur Studie (PDF 112 KB)