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Integriertes Fach- und Sprachlernen

Kurz gesagt:

Unter integriertem Fach- und Sprachlernen versteht man im Kontext der beruflichen Qualifizierung einen Fachunterricht, der Sprach- und Textkompetenz in der Zweitsprache explizit fördert. Damit baut dieses Unterrichtskonzept auch eine Brücke zur Förderung bildungssprachlicher Kompetenzen in Zweit- und Erstsprache.

Der Bedarf an integriertem Fach- und Sprachlernen ergibt sich aus der Situation der Zugewanderten: Sowohl am Arbeitsplatz als auch bei der Berufszulassung sind gute Deutschkenntnisse unabdingbar. Das allgemein-sprachliche Niveau bildet aber nur unzureichend die spezifischen berufsbezogenen Sprachkompetenzen ab und ist daher kein Garant für erfolgreiches berufliches Handeln. Um am Arbeitsplatz erfolgreich zu kommunizieren oder sich fachliche Inhalte in der Zweitsprache zu erschließen, bedarf es einer zielgerichteten sprachbezogenen Unterstützung, die eng auf die fachlichen Lernziele abgestimmt ist.

Bislang spricht man in diesem Zusammenhang von Integrierter Sprachförderung. Diese umfasst überwiegend eine sogenannte additive Sprachförderung mit Sprachkursangeboten, die einer fachlichen Qualifizierung entweder vorgeschaltet oder nachgeschaltet sind oder begleitend angeboten werden. Im Sinne einer Integrierten Sprachförderung wird versucht, diese Angebote mehr mit dem fachlichen Lernen zu verzahnen bis hin zu der Idee eines Sprachsensiblen Fachunterrichts, in dem sprachliches und fachliches Lernen ultimativ verzahnt ist und von einem/einer entsprechend fortgebildeten Fachlehrenden umgesetzt wird. Die Begrifflichkeiten werden häufig synonym verwendet und uneinheitlich konzeptuell unterlegt.

Der Begriff des Integrierten Fach- und Sprachlernen greift jedoch besonders im Hinblick auf die Anerkennungs- und Anwerbeverfahren von Fachkräften wesentlich konkreter die aktuellen Lernbedarfe von Migrantinnen und Migranten auf, die sich in Anpassungs- und Nachqualifizierungen, aber auch am Arbeitsplatz und in Aufstiegsqualifizierungen ergeben: das Lernen insgesamt läuft individualisierter ab, Lerninstrumente, Lernorte und Organisationsformen werden zunehmend flexibler, die Lernbausteine und Lernziele werden immer passgenauer auf den Einzelnen oder eine kleine Gruppe mit speziellen Bedürfnissen ausgerichtet. Diesen Ansprüchen kann nur ein Konzept gerecht werden, das sprachliche Kompetenzen als zentralen Teil beruflicher Handlungsfähigkeit gewichtet, als Konsequenz daraus fachliches und sprachliches Lernen gleichberechtigt miteinander verzahnt und die Lernplanung interdisziplinär gestaltet.

Als Umsetzungsinstrumente eines Integrierten Fach- und Sprachlernens eignen sich alle Organisationsformen, die kooperatives und zugleich individualisiertes Lernen unterstützen (z. B. Lerngruppen, Sprachcoaching, Sprachpatenschaften, Individualisierte Lernprozessbegleitung durch Tutorials, Mentoring, digitale Lernformen bzw. die digitale Bearbeitung von Lehr- und Lernmaterialien).


Qualitätsrahmen Integriertes Fach- und Sprachlernen

IFSL in der Praxis: Rahmenbedingungen Lernformate Strategien & Aktivitäten

Der Qualitätsrahmen Integriertes Fach- und Sprachlernen (IFSL)  fasst sowohl bewährte Lernformate und Strategien für Planung, Organisation und Umsetzung zusammen und diskutiert auch notwendige Rahmenbedingungen und Qualitätsmerkmale. Zudem werden erfolgreiche Projekte aus dem Förderprogramm IQ vorgestellt.

Innerhalb des Förderprogramms IQ verortet die Fachstelle Berufsbezogenes Deutsch den Qualitätsrahmen IFSL bei den Instrumenten zur Qualitätssicherung, die in den letzten Jahren entstanden sind.

Der Qualitätsrahmen richtet sich an alle Akteurinnen und Akteure, die nach Wegen suchen, wie mit der Heterogenität der Lernenden in beruflichen Bildungsangeboten umgegangen werden kann. Dabei werden sowohl Lernende mit Deutsch als Zweitsprache in den Blick genommen als auch Lernende mit Deutsch als Muttersprache, die sprachliche Unterstützung im berufsfachlichen Lernprozess benötigen.

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Verankerung von Angeboten zur integrierten Sprachförderung: ein wichtiges strategisches Ziel im Handlungsfeld Berufsbezogenes Deutsch

Unter dem Begriff „Integrierte Sprachförderung“ - der Begriff wird in der aktuellen Diskussion durch "Integriertes Fach- und Sprachlernen" abgelöst - werden seit 2010 in der beruflichen Bildung und Weiterbildung Förderangebote erfasst, die spezielle Unterstützungsbedarfe von Teilnehmenden an beruflicher Qualifizierung hinsichtlich der sprachlichen Anforderungen aufgreifen und damit die Aneignung berufsfachlicher Inhalte in der Zweitsprache unterstützen.  Dies kann beispielsweise im stundenweisen Team-Teaching von Fachlehrkraft und Deutschlehrer/in erfolgen oder auch in flankierenden Sprachförderangeboten als Ergänzung zum Fachunterricht in Form von „Weiterbildungsbegleitenden Hilfen“. Dabei werden beispielsweise Sprachstrukturen und Textmerkmale, die häufig im Fachunterricht vorkommen, erklärt und Techniken für ein verbessertes Textverständnis eingeübt. 


Zur Wirksamkeit von Integriertem Fach- und Sprachlernen - Erste Erfahrungen aus den Qualifizierungsprojekten im Förderprogramm IQ

Beim Integrierten Fach- und Sprachlernen (IFSL) in der beruflichen Weiterbildung wird fachliches und sprachliches Lernen miteinander verzahnt, um sprachliche Handlungskompetenz in Ausbildung und Beruf zu trainieren. Diese Verknüpfung von fachlichem und sprachlichem Lernen wird aktuell in einer Reihe von Maßnahmen zur Anpassungs- und Nachqualifizierung im Kontext von beruflichen Anerkennungsverfahren im Förderprogramm Integration durch Qualifizierung (IQ) umgesetzt. Um die methodische Praxis sowie erste Effekte des IFSL zu erheben, hat die Fachstelle Ende 2017 eine Anfrage an die IQ Landesnetzwerke gestartet. Von den 97 Teilprojekten (TP), die laut der Projekte-Datenbank in methodisch vielfältiger Weise sprachliche und fachliche Qualifizierung miteinander verzahnen, haben wir von 76 Qualifizierungsprojekten eine Rückmeldung bekommen.

<link file:1928 download>Zur Auswertung Wirksamkeit von IFSL im IQ Förderprogramm.


Teamteaching im Praxis-Stresstest: Ergebnisse aus dem ESF-Modellprojekt des Landes NRW „Koordinierungsstelle Arbeit und Spracherwerb (KASper)“ im Jobcenter Herford Koordinierungsstelle Arbeit und Sprachwettbewerb

Um die Erfahrungen aus der Erprobung integrierter Deutschförderung in Qualifizierungsmaßnahmen wie bsplw. „Pflegehelfer/-in“, „Lagerlogistik“ und einer handwerklich orientierenden „Impulswerkstatt“ innerhalb des ESF-geförderten Modellprojekts "KASper" im ländlich geprägten Ostwestfalen zu evaluieren, gab das Jobcenter Herford eine wissenschaftliche Begleitung in Auftrag, für die eine Kooperation von drei Forschungsteams der Universitäten Paderborn, Erlangen-Nürnberg und Münster gewonnen werden konnte. Ziel dieser Studie ist es, Gelingensfaktoren und Qualitätskriterien für die Verzahnung von beruflicher Qualifizierung und sprachlicher Förderung durch Team-Teaching herauszuarbeiten, die in Zertifizierung und Ausschreibung vergleichbarer Maßnahmen aufgenommen werden können sowie gleichzeitig den beteiligten Akteuren einen praxisorientierten Leitfaden für die Konzeptionierung und Umsetzung zur Verfügung zu stellen.

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Dokumentation "Praxistag: Deutsch für internationale Ärztinnen und Ärzte“

Die Fachstelle Berufsbezogenes Deutsch lud am 18. Juni 2015 im Namen des Förderprogramms Integration durch Qualifizierung (IQ) und besonders im Auftrag und mit Unterstützung der IQ-AG Deutsch für Gesundheits- und Heilberufe zum Praxistag „Deutsch für internationale Ärztinnen und Ärzte“ ein.  Ziel des Praxistags war es, ein aktuelles Blitzlicht auf den Arbeitsstand von sprach- und berufsbezogenen Integrationsprozessen internationaler Ärztinnen und Ärzte zu werfen. Im Mittelpunkt der Diskussion stand vor allem die Frage des notwendigen Brückenschlags von Medizin und Sprachbildung. 

In Vorträgen, Impulsreferaten und Workshops wurden an diesem Tag Gelingensbedingungen für eine erfolgreiche sprachliche Integration am Arbeits-/ Lernort Krankenhaus herausgearbeitet und dabei besonders die Themenstränge Unterrichten, Prüfen & Testen sowie Koordinieren & Planen beleuchtet. 

Zur Tagungsdokumentation


Bremer Handreichungen zum berufsbezogenen Deutsch

Die Handreichungen zum Thema "Umgang mit Bildungs- und Fachsprache" sollen Lehrkräfte, Ausbilderinnen und Ausbilder, Anleiterinnen und Anleiter dabei unterstützen ihren Teilnehmenden Arbeitsstrategien und erlernbare Kompetenzen zu vermitteln, ihren Unterricht auf die Bedarfe der Teilnehmenden zuzuschneiden sowie auf die Anforderungen der Prüfungen vorzubereiten. Die Handreichungen bieten praxisnahe Anregungen und Tipps, Didaktisierungsvorschläge, Unterrichtsentwürfe sowie Checklisten und Hinweise auf weiterführende Literatur. Über die Website des IQ Landesnetzwerks Bremen können Sie sich die einzelnen Handreichungen herunterladen oder auch als Printexemplare bestellen.


Sprachpaten - Baustein zur interkulturellen Organisationsentwicklung und Unterstützung in der beruflichen oder innerbetrieblichen Weiterbildung am Beispiel Erzieher und Erzieherinnen (Dokumentation und Leitfaden)

Mit den Sprachpaten und -patinnen ist im IQ-Landesnetzwerk Hessen ein Instrument interkultureller Öffnung entwickelt worden, das Betriebe und öffentliche Einrichtungen dabei unterstützt, angemessen, gemeinsam und zum Nutzen aller mit der Tatsache unterschiedlicher Deutschkenntnisse von Mitarbeitern und Mitarbeitern umzugehen, auf Leitungsebene wie auch im kollegialen Miteinander. 

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QuiBuS Qualifizierung in Beruf und Sprache - Empfehlungen und Materialien für eine sprachförderliche Qualifizierung im Berufsfeld ALTENPFLEGE

QuiBuS (Qualifizierung in Beruf und Sprache) ist ein Modellprojekt im Handlungsfeld „Berufsbezogenes Deutsch“ im Rahmen des bundesweiten Förderprogramms Integration durch Qualifizierung (IQ), das seit Januar 2013 die arbeitsintegrierte Qualifizierung in der Altenpflege (AiQuA) der "Werkstatt Frankfurt e. V." ergänzt. QuiBus zielt darauf, fachliches und sprachliches Lernen in der Nachqualifizierung möglichst eng miteinander zu verknüpfen – in organisatorisch/struktureller Hinsicht ebenso wie beim Erwerb bzw. bei der Vermittlung von Fachinhalten. 

Zum Download der "Empfehlungen und Materialien" (pdf-Datei, 2,13 MB) 


QuiBuS Qualifizierung in Beruf und Sprache Empfehlungen und Materialien für eine sprachförderliche Qualifizierung im Berufsfeld EINZELHANDEL

Werkstatt Frankfurt e. V. hat mit dem „Frankfurter Weg zum Berufsabschluss“ eine bundesweit anerkannte modularisierte Qualifizierung für verschiedene Berufe entwickelt, die erwachsenen An- und Ungelernten bis zu einem anerkannten Berufsabschluss (§ 45 BBiG – Externenprüfung) verhelfen kann. Die Qualifizierung wird seit Januar 2013 im Berufsfeld Einzelhandel (Verkäufer/in und Kauffrau/Kaufmann im Einzelhandel) durch das Projekt QuiBuS (Qualifizierung in Beruf und Sprache) ergänzt. QuiBuS zielt darauf, fachliches und sprachliches Lernen in der Nachqualifizierung möglichst eng miteinander zu verknüpfen – in organisatorisch/struktureller Hinsicht ebenso wie beim Erwerb bzw. bei der Vermittlung von Fachinhalten.

Zum Download der „Empfehlungen und Materialien“ (pdf-Datei, 2,27 MB)


Integrierte Sprachförderung in der Weiterbildung „Neue Energie für Ingenieurinnen“

Der Berliner Frauenbildungsträger LIFE e.V. entwickelte 2008 im Rahmen des Netzwerks IQ eine Weiterbildung für zugewanderte Akademikerinnen. Seit Februar 2013 wird diese Qualifizierung durch eine integrierte Sprachförderung ergänzt, die als Modellprojekt durchgeführt wird. Ziel des Modellprojektes „Integration der Sprachförderung“ in die Weiterbildung „Neue Energie für Ingenieurinnen“ ist es, Fach- und Sprachunterricht so zu verbinden, dass die Teilnehmerinnen ihre sprachliche Handlungskompetenz beim Umgang mit den Fachthemen bestmöglich erweitern können. Ergebnisse des Projekts und Handlungsempfehlungen enthält die Broschüre "Herausforderungen erkennen. Umsetzung gestalten. Erfahrungen teilen."

Zum Download der Broschüre (pdf-Datei, 998 kb)


Positionspapier Weiterbildungsbegleitende Hilfen

Im Positionspapier "Weiterbildungsbegleitende Hilfen als zentraler Bestandteil adressatenorientierter beruflicher Weiterbildung - Zur Relevanz von Deutsch als Zweitsprache und Bildungssprache in der beruflichen Weiterbildung" werden ausführlich die Eckpunkte für einen sprachsensiblen Fachunterricht erörtert. Das Autor_innenteam setzt sich zusammen aus Vertreter_innen des Bundesinstituts für Berufsbildung, der Universität Bielefeld, der Stadt Frankfurt sowie dem Netzwerk IQ. Herausgegeben wird die Broschüre vom Amt für Multikulturelle Angelegenheiten der Stadt Frankfurt. 

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Für einen Paradigmenwechsel in der Berufsbildung: zur Sensibilisierung von Ausbildern und Fachlehrern für die Bedarfe von Zweitsprachlernern

Ulrike Dimpl vom Amt für multikulturelle Angelegenheiten der Stadt Frankfurt am Main plädiert in ihrem Erfahrungsbericht für einen Perspektivwechsel in der beruflichen Aus- und Weiterbildung von MigrantInnen. Sie kritisiert die bislang unhinterfragte Haltung, den TeilnehmerInnen allein die Bewältigung des ‚Sprachproblems’ aufzubürden, was der Situation nicht gerecht werde und für eine nicht geringe Zahl von Menschen eine erfolgreiche Teilnahme an Qualifizierungsmaßnahmen verhindere. In Frankfurt wurden als erste Schritte hin zu einer notwendigen interkulturellen Öffnung in der Berufsbildung zwei Workshops für Ausbilder und Fachlehrer entwickelt.

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