Gab es vor vier Jahren bei der IDT in Jena und Weimar noch einen Sektionsbereich „Deutsch im Kontext von Fach, Beruf und Sprache“ mit der Sektion „Berufs- und Qualifikationssprache Deutsch“, so musste man bei der diesjährigen IDT in Bolzano/Bozen etwas genauer schauen, um diesen Bereich ausfindig zu machen. Die Sektion „Berufs- und Fachsprachen“ war diesmal dem großen Themenfeld „Linguistische Grundlagen für den Unterricht“ zugeordnet, womit eine gewisse – nämlich linguistische – Ausrichtung zu erwarten gewesen wäre. Die gehaltenen Beiträge waren thematisch dann doch breiter gestreut und reichten von der Konzeption von Deutschkursen für Firmen über Curriculumsentwicklung für Wirtschaftsdeutsch hin zu Textarbeit im berufsorientierten Deutschunterricht. Beruflich waren v.a. die Bereiche Tourismus, Recht und Wirtschaft stark vertreten, wobei die DaF-Perspektive dominierte.
Neu im Fachprogramm war hingegen ein eigenes Themenfeld „Aufgaben-, handlungs- und inhaltsorientiertes Lernen“, das einen großen – v.a. schulischen – Raum öffnete für Beiträge zu Sprachaufmerksamkeit im Sach- und Fachunterricht über bilingualen Projektunterricht und CLIL (content and language integrated learning) auf Primar- und Sekundarstufe. Es ist nicht leicht, hier einen gemeinsamen Nenner ausfindig zu machen, zu bunt und breitgefächert waren die Vorträge, Miniworkshops und Präsentationen. Sie thematisierten Fach- und Projektunterricht in deutscher Sprache in unterschiedlichen Fächern (Geschichte, Biologie, Chemie, Physik etc.) von Chile bis Italien, von Kamerun bis Russland. Der Berufsschulbereich fand hier auch Berücksichtigung, allerdings eher am Rande. Als Querschnittsmaterie kristallisierte sich am ehesten die (notwendige) Aus- und Weiterbildung von Unterrichtenden, die Frage der curricularen Verankerung von CLIL bzw. Sprachaufmerksamkeit in allen Fächern sowie die große Herausforderung der Materialentwicklung heraus.
Zentral war in den Diskussionen auch die Frage nach der Definition der unterschiedlichen Ansätze und verwendeten Terminologie. Zum einen wurde hier eine Verwässerung von Begriffen (bilingualer Unterricht, Immersion, CLIL, deutschsprachiger Fachunterricht, integriertes Fach- und Sprachlernen) beklagt, zum anderen zeigte sich, dass die Beschäftigung mit dem gleichzeitigen Sprach- und Fachlernen aus unterschiedlichen Richtungen (Fremd-/Sprachendidaktik, Fachdidaktik, DaZ, ...) unaufhaltsam zunimmt und es damit notgedrungen zu einer Annäherung bzw. Überschneidung von Begrifflichkeiten kommt.
Eine Teilnehmerin formulierte in ihrem Feedback am Ende der Tagung sehr schön die eigentliche Aufgabe, die über terminologische Abgrenzungsversuche hinausweist, nämlich diese verschiedenen Überlegungen, Ideen, Erfahrungen aus den Bereichen DFU (deutschsprachiger Fachunterricht), CLIL, sprachsensibler Unterricht, DaZ, DaF, Fremdsprachenunterricht etc. zusammenzubekommen und für unsere Praxis nutzbar zu machen. Der Austausch, den die IDT ermöglichte, war hier sicherlich ein erster Schritt, die fortlaufende Vernetzung ein nächster. Dazu soll auch die geplante Publikation ausgewählter Beiträge im IDV-Magazin (2014) beitragen, wo für die letzte IDT insgesamt drei Hefte erschienen sind. Hier der Link zu den Publikationen auf der Website des Internationalen Deutschlehrerverbands (IDV).
Von der IDT berichtete Barbara Haider.