Languages for Work: Sprachen und Arbeit

In diesem Beitrag möchten wir das European Centre of Modern Languages (ECML) – auf Deutsch Europäisches Fremdsprachenzentrum (EFSZ) – und eines seiner Projekte vorstellen, das sich mit dem Thema der Sprachförderung in Kontext der Arbeit beschäftigt: Language for Work. 

Das Europäische Fremdsprachenzentrum (EFSZ)

Als Institution des Europarates mit 32 Mitgliedsstaaten beschäftigt sich das EFSZ mit Fragestellungen des Lernens und Lehrens von modernen Sprachen in Hinblick auf die Umsetzung von sprachenpolitischen Empfehlungen in die Praxis des Lehrens und Lernens von Sprachen: Es 

  • fördert innovative Ansätze
  • strebt nach einer Verbesserung der Qualität des Sprachen-Lernens und -Lehrens
  • bietet Unterstützung bei der Umsetzung von Maßnahmen zur Sprachenbildung und -weiterbildung
  • stärkt Dialog und Synenergie zwischen Wissenschaft, Praxis und Entscheidungsträger/inn/en in der Politik 

Mit Sitz in Graz, kooperiert das EFS mit der Language Policy Unit des Europarats und fungiert als Katalysator für Reformen in Bereich des Lehrens und Lernens von Sprachen. Das Zentrum arbeitet auf der Basis von 4-jährigen Programmen. Die Themen und Schwerpunkte, die in diesen Programmen bearbeitet werden, beziehen sich auf nationale Prioritäten der Mitgliedsländer im (Sprachen-)Bildungsbereich. Diese Prioritäten werden von den nationalen Repräsentantinnen und Repräsentanten in der Generalversammlung des EFSZ länderübergreifend abgestimmt. Projekte der EFSZ-Programme, die auf der Basis einer öffentlichen Ausschreibung gewonnen werden, sollen innovative Ansätze aufzeigen, um auf brisante Fragestellungen und auf konkrete Kontexte mit  drängendem Handlungsbedarf im Praxisbereich des Sprachenlehrens und –lernens reagieren zu können. Beispielhafte Themen sind: Mehrsprachigkeit und interkulturelles Lernen im Kindergarten und Primarbereich, Sprachkompetenz im Fachunterricht, Gebärdensprache. Die im Rahmen dieser europäischen Plattform erarbeiteten Ideen sollen auf nationale, regionale und lokale Gegebenheiten abstimmbar sein, um vor Ort von der europäischen Arbeit profitieren zu können. 

Das EFSZ und  die Sprachförderung in der Arbeitswelt 

Zweitsprachförderung und Mehrsprachigkeit im Kontext der Arbeit bilden einen Schwerpunkt des zur Zeit laufenden Programms (2012-2015) „Learning through languages: promoting inclusive, plurilingual and intercultural education“.
Mobilität, Migration, organisationale und technologische Innovationen prägen im unterschiedlichen Grad alle europäischen Gesellschaften und Wirtschaften auch in linguistischer Hinsicht. Kommunikative Kompetenzen sind in der heutigen Arbeitswelt Bestandteil beruflicher Handlungskompetenz geworden. Zweitsprachenförderung für beschäftigte und arbeitsuchende (E) Migrant/inn/en sowie Mehrsprachigkeit in der Arbeitswelt werden europaweit diskutiert. Ihre Förderung wird als Merkmal für Unternehmensqualität immer relevanter. Das EFSZ hat diese zentralen Themen aufgegriffen und bearbeitet sie im Rahmen der Projekte “Language for Work (LfW)” und “Languages in Corporate Quality (LINCQ)”.

Beide Projekte setzen sich aus unterschiedlichen Perspektiven heraus mit betrieblicher Sprachförderung und den damit einhergehenden Herausforderungen in der Arbeitswelt auseinander: im Qualitätsmanagement, in der Personalentwicklung und im Change Management. LfW nimmt eine migrationsspezifische Perspektive ein und fokussiert auf die Förderung der Mehrheitssprache(n) als Arbeitssprache und Firmensprache in den jeweiligen Ländern im Hinblick auf Beschäftigte mit Migrationshintergrund. LINCQ setzt den Akzent auf Globalisierung und Förderung anderer Sprachen als die Mehrheitssprache in der Arbeitswelt, bietet Instrumente zur Sensibilisierung von Unternehmen für die Potentiale der Mehrsprachigkeit und Instrumente und Standards zu ihrer Förderung.

Das Projekt Language for Work (LfW)

In diesem Newsletter werde ich das Projekt LfW vorstellen, das ich koordiniere. In der nächsten Ausgabe werde ich über das vor kurzem abgeschlossene LINCQ-Projekt berichten. Hauptziel von Language for Work, das sich nun im dritten Förderjahr befindet, ist es, ein europaweites Netzwerk von Expert/inn/en aus Praxis, Forschung, Politik und Verwaltung, die sich mit dem Themenkomplex berufsbezogener Zweitsprache beschäftigen, aufzubauen, um sich gegenseitig zu informieren, auszutauschen und zu unterstützen. 
Inzwischen ist das Projekt seinem Hauptziel – dem Aufbau eines europaweiten Netzwerkes –näher gekommen. Der Kern eines europaweiten Netzwerk hat sich durch die zwei vom EFSZ geförderten Netzwerktreffen in 2012 und 2013 gebildet.  Daran haben Spezialistinnen und Spezialisten für die berufs- und arbeitsplatzbezogene Zweisprachförderung aus Praxis, Forschung und Politik ingesamt aus 15 Europäischen Ländern und Regionen, von Estland bis Griechenland, von Russland bis zum Baskenland, teilgenommen.
Das Koordinationsteam ist auch mit dem zweiten Ziel weiter gekommen: Als Hauptinstrument für den Austausch von Informationen wurde eine Internetseite entwickelt, die über die Förderperiode hinaus weiter benutzt wird. Sie befindet sich zur Zeit in der Erprobung, ist aber zugänglich: Language for Work. Die Internetseite bietet ein Resource centre und eine Community section. Das Ressourcen-Zentrum umfasst einen Handwerkskoffer für die Praxis (practical tools), eine Bibliothek mit theoretischen und analytischen Materialien (theoretical/analytical material) sowie Links zu anderen relevanten Internetseiten. Die Ressoucen stehen allen registierten Mitgliedern frei zu Verfügung. Die Registrierung ist auch kostenlos. Die Sektion Community mit Profilen der Netzwerkmitglieder und den Kontaktdaten soll das Netzwerken unterstützen und weiter entwickeln. 

Der Handwerkskoffer ist in mehrere Untersektionen unterteilt, nach dem Aufbau eines Angebots: 

  • Marketing and promotion (Marketing, Akquise, Lobby)
  • Needs Analysis (Ermittlung und Analyse von Bedarfen)
  • Curriculum development (Curriculumsentwicklung) 
  • Programme delivery (Durchführung der Angeboten)
  • Evaluation (Evaluation/Auswertung/Leistungsmessung)

Weitere Aktivitäten des LfW-Projekts umfassen Artikel, Beiträge bei Konferenzen, wie dem IQ Kongress in Februar 2014 und Workshops, wie der Transfer-Workshop im  Mai 2014 "Arbeiten mit Kompetenzkarten" in Zusammenarbeit mit der Fachstelle Berufsbezogenes Deutsch. In drei Sprachen wurde schließlich ein Argumentationsflyer für Bildungsentscheider mit Best-Practice-Beispielen aus verschiedenen europäischen Ländern zum Download ins Netz gestellt. Die englische Fassung können Sie hier herunterladen: "Why are work-related language skills important for migrants?". Als gutes Beispiel aus Deutschland wird die Broschüre der Fachstelle Berufsbezogenen Deutsch zur Sprachbedarfsermittlung zitiert: Sprachbedarfsermittlung im berufsbezogenen Unterricht Deutsch als Zweitsprache - Ein Leitfaden für die Praxis, von Jens Weissenberg.
Für Dezember 2014 ist eine Fachveranstaltung des IQ Landesnetzwerks NRW über arbeitsplatzbezogene Zweitsprachförderprogramme in Europa geplant. Referieren werden drei Vertreter aus Politik, Praxis und Forschung des LfW Netzwerks.   
In 2015 wird ein Abschlussworkshop in Graz das Projekt zu Ende führen. Das Netzwerk und seine Aktivitäten während des 4-jährigen Programms sowie die Webseite werden offiziell präsentiert und Strategien zur nachhaltigen Weiterentwicklung des Netzwerkes diskutiert. Die Teilnehmenden werden von den zuständigen Autoritäten der Mitgliedstaaten nominiert. 

Wir, das Koordinationsteam, sind für weitere Anregungen und Kooperationen offen. Wir sind überzeugt, dass wir alle von der Vielfalt und den Unterschieden in Europa profitieren und lernen können. Wir haben oft die Erfahrung gemacht, dass die internationale Perspektive nicht nur theoretisch den Horizont erweitert, sondern praktische Anregungen für die Lösung lokaler Herausforderungen bieten kann, wie der Kompetenzansatz aus Frankreich bzw. eine integrativere Gestaltung des Arbeitsplatzes als Sprachenlernort, wie er von ArbetSam aus Schweden praktiziert wird. 

Das LfW Team


Matilde Grünhage-Monetti, Deutschland
Florence Mourlhon-Dallies, Frankreich
Alex Braddell, Großbritannien 
Maria Teresa Hernandez Garcia, Spanien

Zur Seite Language for Work

Für weitere Informationen stehe ich gerne zur Verfügung.
Matilde Grünhage-Monetti, Koordination 
gruenhage-monetti(at)die-bonn.de