Prozesskette: Die Phase "Einstieg in die Erwerbstätigkeit"

Diese Phase markiert den Übergang in eine Erwerbstätigkeit. Dabei sind Bewerbungs- und Vermittlungsangebote wichtig – auf der Ebene der Deutschkurse wären das Kurse, in denen die Bewerbung mit all ihren Phasen im Mittelpunkt des sprachlichen Trainings steht. Gemeint ist auch die Unterstützung bei der Suche nach Praktikumsplätzen und die Sensibilisierung der Arbeitgeber, die ermutigt werden sollen, Migrantinnen und Migranten einzustellen.

Beispiel

Minh Nguyen ist Vietnamese, 53 Jahre alt, und betreibt mit seiner Frau und seinen drei Kindern in Berlin einen vietnamesischen Imbiss. Davon lebte die Familie bisher mehr schlecht als recht, obwohl alle Familienmitglieder oft 12 Stunden und mehr an sieben Tagen tätig waren. Im letzten Jahr sank aber der ohnehin spärliche Umsatz; zudem sind zwei seiner Kinder wegen ihrer Ausbildung bzw. ihres Studiums in andere Städte in Deutschland bzw. in die USA gezogen (dort leben Verwandte der Nguyens) und können nicht mehr für den Familienbetrieb arbeiten.

Minh Nguyen wird möglicherweise den Betrieb einstellen und Arbeitslosengeld II beantragen müssen. Er sollte sich bereits im Vorfeld der Abwicklung des Betriebes im Jobcenter beraten lassen und versuchen, eine Arbeitsstelle zu finden, oder prüfen, ob sich die Betriebsabläufe in seinem Imbiss möglicherweise doch verbessern ließen. In Berlin, wie in fast allen größeren Städten in Deutschland, bieten die Industrie- und Handwerkskammern sowie das Wirtschaftsamt, oft auch in Kooperation mit der Arbeitsagentur, spezielle Beratungen und Fortbildungen an für Existenzgründerinnen und Existenzgründer und für Selbstständige zur Optimierung ihrer Finanzsituation und ihres Controllings (siehe "Gründen in Berlin" und Wirtschaftsförderung-Berlin). Einige Verbände und Interessenvertretungen bieten auch – meist unsystematisch und sporadisch – speziell für Selbstständige mit Migrationshintergrund solche Unterstützungen an (speziell für Vietnamesen in Berlin z. B. die Vereinigung der Vietnamesen in Berlin und Brandenburg e. V. 

Insgesamt muss allerdings angemerkt werden, dass den Kursanbietern häufig noch die Bereitschaft und/oder die Kenntnis fehlt, dass in Deutschland die Zahl der Selbstständigen mit Migrationshintergrund im Verhältnis zu den Selbstständigen „ohne Migrationshintergrund“ überdurchschnittlich steigt und dass der Zugang zur Beratung und Qualifizierung aufgrund der besonderen deutschsprachlichen Anforderungen in der Selbstständigkeit häufig erschwert ist: „Kommunikationsschwierigkeiten im Gründungsprozess und bei der Unternehmensführung tragen oftmals dazu bei, dass wertvolles Potenzial von Migrantinnen und Migranten ungenutzt bleibt. Dabei spielen Fachbegriffe aus dem Wirtschaftsleben eine entscheidende Rolle und die Fähigkeit, diese auch richtig einzusetzen, sprich Sprachcodes zu entschlüsseln und kommunikative Gepflogenheiten zu verstehen. In diesem Sinne ist gründungsbezogenes Deutsch als wichtiger Baustein dafür zu verstehen, „eigene Erfahrungen und Kompetenzen gewinnbringend in den Aufbau und in die Weiterentwicklung des Unternehmens einbringen zu können.“ – So die Schlussfolgerung der Arbeitsgemeinschaft selbstständiger Migranten e.V., Hamburg, in ihrem Erfahrungsbericht. „Existenzgründer mit Zuwanderungshintergrund“, einem Projekt im Rahmen des IQ-Netzwerks.