Hirnrissige Idee: Intelligenztest für Zuwanderer

 «Wir müssen bei der Zuwanderung Kriterien festlegen, die unserem Staat wirklich nützen», wird Trapp von der «Bild»-Zeitung zitiert. „Dazu gehöre auch ein Intelligenztest. Man dürfe diese Frage nicht länger tabuisieren.“ Auch der CSU-Europaexperte Markus Ferber schloss sich der Forderung an. „Kanada zum Beispiel verlange von Zuwandererkindern einen höheren Intelligenzgrad als bei einheimischen Kindern.“

Schon kurze Zeit nach Erscheinen der Meldung erschienen die ersten Korrekturen, u. a. von der kanadischen Botschaft in Berlin. „Es gebe überhaupt keine Intelligenztests für Einwanderer, sagte die Pressesprecherin Jennifer Broadbridge auf Anfrage der Nachrichtenagentur DAPD. (APA)“.

Auch von der Bundesregierung wurde Trapps „hirnrissige Idee“ (Kölner Stadtanzeiger vom 28. Juni) empört zurückgewiesen: Die Staatsministerin für Migration und Integration, Maria Böhmer, wies Trapps Vorschlag als abwegig und wenig intelligent zurück und Berlins Bürgermeister Klaus Wowereit bezeichnete die Forderung als diskriminierend und menschenverachtend. Trotz der schnellen Reaktionen von verschiedenen Seiten ist es ein Skandal, dass Politiker_innen immer wieder solch reaktionäres Gedankengut öffentlich äußern, das man seit dem Nationalsozialismus überwunden glaubte. Interessant ist darüber hinaus der Verweis auf „Tabuisierung“, dessen sich konservative Stimmen wie etwa Trapp oder Ferber wiederholt bedienen: Das von ihnen wiederholt angerufene „Tabu“ impliziert, dass in Deutschland eine Zensur stattfinde, die eine „falsche political correctness“ befördert, während sich Politiker wie Trapp im gleichen Zuge eine aufklärerische Stimme zuschreiben. Mit rechten populistischen Parolen fischen folglich die, die im strahlenden Gewand der Aufklärung daherkommen, im rechten Sumpf Wählerstimmen.

In welcher Tradition Trapp und Ferber argumentieren, wird deutlich, wenn man sich die Geschichte der Intelligenztests vergegenwärtigt: Diese ist eng mit eugenischem Gedankengut und der rassistischen Kontrolle von Einwanderung verstrickt. Viele der Begründer_innen der Tests unterstützten die Eugenik und eine_r der prominenten amerikanischen Befürworter_innen setzte sich bereits um 1920 mit der Argumentation "Immigrant_innen haben eine niedrige Intelligenz" für restriktive Einwanderungsbestimmungen in den USA ein. Weitere Informationen zur Geschichte des IQ Tests, die ihren Beginn 1904 in Frankreich nimmt, finden sich hier 

Es kommentierten:

Petra Szablewski-Çavuş
Bettina Kleiner
Andrea Snippe