Gut zu wissen

Was vielen Menschen beim Lernen von Deutsch für die Arbeit hilft

Migrant*innen kommen heute mit sehr verschiedenen Voraussetzungen und Hintergründen in den deutschen Arbeitsmarkt. Der individuelle Lernfortschritt hängt von vielen miteinander verbundenen Faktoren ab: der individuellen Sprachbegabung, dem Bildungshintergrund, welche anderen Sprachen jemand schon beherrscht, der persönlichen Situation, den Zielen usw. 

Als Lernende von Deutsch für die Arbeit profitierten aber alle Zugewanderten von:
‐ Ermutigung und Unterstützung beim Lernen 
‐ Möglichkeiten, sich in der deutschen Sprache auszuprobieren und in realen Situationen anzuwenden
‐ Hilfe, um die Formen und Strukturen der Sprache wahrzunehmen und zu verstehen,
   inklusive  Aussprache und Betonung 
‐ Hinweise, um soziale Normen und Erwartungen rund um die Kommunikation zu erkennen und zu   verstehen
‐ konstruktivem Feedback, um Fehler zu identifizieren und effektiv zu kommunizieren 
‐ Hilfen zur Entwicklung persönlicher Lernstrategien. 
(Aus Braddell (2018) „Wegweiser Deutsch für die Arbeit“

Auch die Barrieren beim Lernen einer neuen Sprache sind vielfältig: 
Manchmal ist es fehlendes Selbstbewusstsein, die Angst etwas Falsches zu sagen, Frustration darüber, dass Fortschritte nicht spürbar sind, nichts klappen will usw. Gefühle wie Unsicherheit und Angst, Stress und Anspannung stören das Lernen. Die Freude am Lernen ist etwas, um das man sich aktiv kümmern muss. 

Im Sprachmentoring können Mentor*innen dazu beitragen:  
• Sich Zeit nehmen, um eine vertrauensvolle Beziehung im Tandem aufzubauen,
• die Treffen entspannt gestalten, 
• kreativ sein, auch spielerische Wege ausprobieren,
• gemeinsam Spaß haben und lachen,
• im Tandem auch darüber sprechen, was das Lernen blockiert.

Sprache am Arbeitsplatz: zwischen Umgangs‐ und Fachsprache

Eigentlich sind es mehrere "Sprachen", in denen am Arbeitsplatz kommuniziert wird: Neben dem, was Sprachwissenschaftler*innen Standarddeutsch nennen, gibt es Umgangssprache, Fachsprachen und Fachjargon, Bildungssprache, Verwaltungsdeutsch usw.

Zur Verdeutlichung hier ein paar Beispiele:
Fachsprache: Ein Metall verarbeitender Betrieb schafft einen neuen Fertigungsautomat an. Der Text im Bedienungshandbuch enthält viele fachsprachliche und herstellerspezifische Ausdrücke. Die Sätze sind überwiegend im Passiv ("dabei ist zu beachten") und enthalten viele Nominalisierungen ("Inbetriebnahme", "Ausschaltung").

Fachjargon: In vielen Branchen und Betrieben sind "Spitznamen" für Arbeitsmaterialien oder Tätigkeiten üblich: Die "Ameise" für einen Hubwagen, die "Ente" für eine Urinflasche, "ins Wasser stellen" für eine waagerechte Ausrichung mit der Wasserwaage... Auch viele Abkürzungen sind spezifisch und nicht im Wörterbuch zu finden.

Umgangssprache: Auf der Kinderstation eines Krankenhauses muss das Pflegepersonal neben den fachlichen Bezeichnungen für die Körperfunktionen auch diejenigen kennen, die Kinder oder deren Eltern üblicherweise verwenden.

Alle Personen, die neu in ein Unternehmen oder in eine für sie neue Branche kommen, müssen diese Besonderheiten erst lernen. Für Beschäftigte mit Deutsch als Zweitsprache ist es oft hilfreich, wenn ihnen jemand dabei hilft zuzuordnen, welche Begriffe in welchem Kontext angemessen sind.

Dialekt und besondere Sprechweisen

Dialekt zu verstehen ist für viele Menschen schwer, egal ob in der Erstsprache oder Zweitsprache. Auch wenn eine Person sehr schnell spricht, die Wortendungen "verschluckt" oder Laute wenig artikuliert, kann das zu Missverständnissen führen.

Hier können Mentor*innen unterstützen: Sie können die Kolleg*innen sensibilisieren und mit allen Beteiligten Strategien für den Umgang mit Dialekt, besonderen Sprechweisen und potenziellen Missverständnissen erarbeiten.

Aussprache / Phonetik

Verständliche Aussprache ist ein Zusammenspiel mehrerer Dinge: das Formen der Laute in Mund und Rachen, die Betonung der Silben sowie das Heben und Senken der Stimme.
Laute: Wenn  eine  neu  zu  erlernende  Sprache  andere  Laute  hat  als  die  Muttersprache,  kann  die  richtige Aussprache Training erfordern. Zum einen muss das Gehör für den neuen Laut sensibel werden,  zum anderen Mund‐ und Zungenstellung eingeübt werden.
Betonung: Die deutsche Sprache hat einige Regeln, welche Silbe im Wort betont wird. Meistens reicht es aber, wenn Sie falsch betonte Wörter mehrmals mit der richtigen Betonung vor- bzw. nachsprechen.  Sätze: Sätze funktionieren ein bisschen wie Musik. Man spricht deshalb auch von Satzmelodie. Zu guter Verständlichkeit trägt bei, wenn bei Aussagesätzen sich die Stimme am Satzende deutlich absenkt und bei Fragesätzen am Ende hebt.

Tipps für die Arbeit im Tandem: Fällt einer*m Mentee die Aussprache sehr schwer, nehmen Sie sich Zeit dafür. Bearbeiten Sie das Thema regelmäßig, aber 5 bis 10 Minuten sind genug.  Bitten Sie eine*n Expert*in um Unterstützung, wenn Sie nicht weiterkommen. 

Bei großem Interesse am Thema finden Sie in der Broschüre "Schule deine Aussprache" Beschreibungen  zu  phonetischen Besonderheiten der deutschen Sprache, Regeln und Tipps zur Aussprache sowie einen Test  zur Selbst‐ und Fremdeinschätzung.