Projekt EMSA: Erfolg mit Sprache und Abschluss

Projektzeitraum: seit 2016 (Schulungsort: Berlin)  

Projektträgerin: Institut für berufliche Bildung, Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik (INBAS) GmbH

Durchführende Weiterbildungsträger: Kooperierende Bildungsträger

Zielsetzung und Zielgruppe

Seit 2016 koordiniert die INBAS GmbH im Auftrag der Berliner Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales das Modellprojekt EMSA - Erfolg mit Sprache und Abschluss. Dabei knüpft das Projekt nahtlos an den Erfahrungen des Projektes QSInova – Qualifizierung, Sprache, Integration an, welches von 2010 bis zum Beginn des Projektes EMSA von der zukunft im zentrum GmbH durchgeführt wurde. Im Fokus von EMSA stehen die Beratung von Migrantinnen und Migranten zum Nachholen eines Berufsabschlusses und die Koordination eines Netzwerkes aus Bildungsträgern, die abschlussorientierte Qualifizierungen mit integrierter Sprachbildung und persönlicher Begleitung entwickeln und umsetzen. Ziel ist es, die Teilnahme- und Teilhabechancen von Migrantinnen und Migranten in geförderter beruflicher Fort- und Weiterbildung zu erhöhen.  

Im Hinblick auf berufsbezogenes Deutsch strebt das Projekt an, Sprachbildung und eine individuelle Begleitung (Kompetenzentwicklungsbegleitung) der Teilnehmenden langfristig in die Regelangebote der Bundesagentur für Arbeit zu integrieren.  Integriertes Fach- und Sprachlernen(IFSL) soll den Zugang zu allen beruflichen Qualifizierungen ermöglichen.  

Die Angebote im Netzwerk von EMSA richten sich an Migrantinnen und Migranten ab 25 ohne anerkannten Berufsabschluss und mit Deutschkenntnissen  ab dem B1-Niveau (GER). Wollen sie einen Berufsabschluss erwerben, sehen sie sich mit folgenden Hindernissen konfrontiert: Das deutsche Bildungssystem ist extrem komplex. Die Wege in den Berufsabschluss bspw. über eine Umschulung oder Nachqualifizierung sind für jemanden, der mit dem deutschen Bildungssystem nicht vertraut ist, undurchsichtig. Viele Migrantinnen und Migranten haben informell Kompetenzen erworben, können diese jedoch nicht nachweisen und somit im Hinblick auf den Erwerb eines Berufsabschlusses nicht nutzen. Die Kompetenzen in der deutschen Sprache reichen meist entweder nicht aus, um Zugang zu den abschlussorientierten Bildungsangeboten zu finden, oder die bildungssprachlichen Kompetenzen in Deutsch sind nicht ausreichend, um den schriftsprachlich geprägten Weg zum Berufsabschluss erfolgreich zu gehen. Darüber hinaus verhindern begrenzte Aufenthaltstitel die Teilnahme an langfristigen Bildungsmaßnahmen.  

Hier setzt das Netzwerk EMSA mit seinen auf den Erwerb eines Berufsabschlusses ausgerichteten Qualifizierungsangeboten an. Zurzeit werden bei den kooperierenden Bildungsträgern Qualifizierungsmodule aus den Berufsbildern Anlagenmechaniker/in Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik, /Koch/Köchin, Friseur/in, Hotelfachman/frau und Fachinformatiker/in Anwendungsentwicklung und Systemintegration angeboten. Die Angebote verzahnen berufliche Qualifizierung, integrierte Sprachbildung und persönliche Begleitung (Kompetenzentwicklungsbegleitung) und ermöglichen den Erwerb von Teilqualifikationen und den Weg zum Berufsabschluss über die Externenprüfung. Das Startmodul dauert jeweils vier Monate, in denen die individuelle Qualifizierungsdauer festgelegt wird. Nach jedem Modul folgt eine Modulprüfung. . Insgesamt sind maximal 24 Monate Qualifizierung möglich.

Bildungsträger werden von EMSA bei der Entwicklung der Angebote und bei der Vorbereitung der AZAV-Zertifizierung unterstützt. Der Teilnahme an einem Qualifizierungsangebot ist eine von der Senatsverwaltung Berlin geförderten Beratung zum Berufsabschluss und eine Kompetenzfeststellung inklusive einer Sprachstandseinschätzung vorangestellt. 

Integrierte Sprachbildung 

Für Sprachbildung sind mindestens 20 Prozent der fachtheoretischen und fachpraktischen Unterrichtsstunden vorgesehen; ein Anteil, der mit den Bildungsträgern ausgehandelt wurde. Mehr wäre möglich, dies würde jedoch die Kosten der Qualifizierung soweit erhöhen, dass die Zertifizierung nach AZAV gefährdet wäre.  

Ziel der integrierten Sprachbildung, die an dem vorausgesetzten B1-Niveau in Deutsch ansetzt, ist nicht, dass Teilnehmende ein nächsthöheres Sprachniveau erreichen, sondern dass sie berufliche Handlungsfähigkeit erlangen und die Externenprüfung im jeweiligen Berufszweig bestehen. Inhaltlich ist die Sprachbildung u. a. ausgerichtet auf: 

• das Kennenlernen von Prüfungsformaten und prüfungsbezogenen Fachtermini,

• die sprachliche Vorbereitung auf die Kommunikation am Arbeitsplatz, 

• somit die Sensibilisierung der Teilnehmenden für unterschiedliche Sprachregister,

• den Zugang zur Bildungssprache mit dem Ziel, sich Fachtexte besser erschließen zu können sowie 

• die Vermittlung fachbezogener Lexik, 

Die Umsetzung der integrierten Sprachbildung unterscheidet sich organisatorisch und methodisch bei den jeweiligen Bildungsträgern und ist abhängig davon, welche organisatorischen und personellen Rahmenbedingungen vorliegen. bzw. wie integriertes Fach- und Sprachlernendefiniert wird: von zeitnah erteilten sprachfördenden Unterrichtsstunden, die die fachtheoretischen und fachpraktischen Unterrichtststunden vor- oder nachbereiten, über sprachliche Entlastung von Fachtexten bis zur Einbeziehung verschiedener Lernorte (die Werkstatt bspw. kann auch ein Unterrichtsraum für  Sprachbildung sein) oder  Lerninhalte werden mit Hilfe von Teamteaching zwischen Fach- und Sprachlehrkräften vermittelt. Eine enge Abstimmung zwischen den Sprach- und Fachlehrkräften ist in jedem Fall stets von großer Bedeutung. Die Fachlehrkräfte profitieren davon, dass Unterrichtsstoff sprachlich entlastet bzw. die Teilnehmenden sprachlich unterstützt werden. Fachlehrkräfte und Ausbilder/innen entwickeln ihrerseits eine Sprachbewusstheit und können den Sprachlehrkräften Hinweise zum fachspezifischen Sprachbedarf ihrer Teilnehmenden geben. 

Professionalisierung der Sprachlehrkräfte

Für Sprachlehrkräfte wurde ein Schulungsangebot entwickelt, welches um die Zielgruppe der Fachlehrkräfte und Ausbilder/innen , aber auch die der Kompetenzentwicklungsbegleiter/ rinnen erweitert wurde. Gegenwärtig werden mehrere  Workshops pro Jahr durchgeführt. Darauf aufbauend wurde eine Schulungsreihe entwickelt, die sich an den Praxiserfahrungen der Fachlehrkräfte orientiert. Ziel ist es, die involvierten Fachlehrkräfte und Ausbilder/innen vor Ort zu schulen und gemeinsam ein praxisbezogenes Konzept zur Umsetzung von integriertem Fach- und Sprachlernen in der beruflichen Erwachsenenbildung zu entwickeln. 

Kompetenzentwicklungsbegleitung 

Es hat sich herausgestellt, dass die persönliche Begleitung der Teilnehmenden genauso wichtig ist wie die Sprachbildung selbst. Das Konzept von EMSA sieht eine sog. „Kompetenzentwicklungsbegleitung“ vor, die neben der Integrierten Sprachbildung eine weitere zentrale Rolle im Qualifizierungsprozess spielt. Kompetenzentwicklungsbegleiter/innen nehmen die Aufgaben der Lernbegleitung und -unterstützung, des Vermittlungscoachings und der sozialpädagogischen Begleitung wahr. 

Herausforderungen im Integrierten Fach- und Sprachlernen (IFSL)

Neben der Integration von Sprachbildung in abschlussorientierten Qualifizierungsangeboten, der notwendigen Flexibilisierung der Curricula in der Nachqualifizierung oder der Zertifizierung der benannten EMSA-Elemente, stellt auch die Umsetzung der Sprachbildung Bildungsträger vor Herausforderungen. Die Lehrkräfte berichten von einem hohen Zeitaufwand für die Entwicklung von adressatengerechten Unterrichtsmaterialien, da kaum berufsspezifische DaZ-Lehrwerke existieren. Problematisch ist dies insbesondere angesichts der Arbeitskonditionen derjenigen Sprachlehrkräfte, die freiberuflich auf Honorarbasis ohne feste Anstellung oder stabile Anbindung an den Arbeitgeber beschäftigt sind.  

Manche (auch sonst sehr engagierte) Ausbilder/innen nähern sich zudem nur langsam und skeptisch der Idee einer Verzahnung fachlicher Inhalte mit Sprachbildung an. („Ich bin kein Sprachexperte.“). 

Weitere Informationen 

Weitere Informationen unter www.inbas.com/emsa siehe hier insbesondere die Dokumentation des fachlichen Austausches zum Intergrierten Fach- und Sprachlernen (IFSL) vom - 28.11.2017 in Berlin "“Arbeitsergebnisse zum Berliner IFSL Modell in der beruflichen Bildung“  

https://www.inbas.com/fileadmin/user_upload/projekte/dt/EMSA/180126_EMSA_IFSL_Austausch_Dokumentation.pdf

Projektkoordination:

Susanne Neumann / Projektleiterin

INBAS GmbH

Projekt EMSA

Alt-Moabit 60a

10555 Berlin 

Tel: 030/3940553-19

E-Mail: susanne.neumann(at)inbas.com