Sprachförderung im Fachunterricht an beruflichen Schulen.

Katrin Günther, Jana Laxczkowiak, Constanze Niederhaus, Franziska Wittwer
Berlin: Cornelsen Verlag 2013 (Reihe: Teach the Teacher)


Zielgruppe

Das in sieben Kapitel gegliederte Handbuch richtet sich an Berufspädagogen und versteht sich als Vorbereitung für Trainerinnen und Trainer im berufsbezogenen Unterricht. Es wendet sich an Kursleitende und Lehrende, in deren Kursen Muttersprachler und Nichtmuttersprachler zusammen lernen und bei denen Förderbedarf respektive der Bildungssprache besteht. Auch andere Lehrkräfte sollen von diesem Buch profitieren können. 

Ohne bestimmte sprachliche Kompetenzen gelingt fachliches Lernen nur bedingt. (Fach-) sprachliches Lernen soll so gestaltet werden, dass fachliches Lernen nicht vernachlässigt, sondern verstärkt wird. Dieses scheint in der Lehrerausbildung nicht ausreichend behandelt zu werden. Daher benötigen Lehrer/innen eine ausgiebigere Anleitung, um dem obigen Erfordernissen gerecht zu werden. Die Lerner/innen hingegen brauchen spezifische Strategien, um Aufgabenstellungen zu verstehen und Inhalte zu beschreiben. Die hier gegebenen Ideen, z.B. zur Binnendifferenzierung, unterstützen alle Beteiligten. Ein weiterer Fokus besteht in der Förderung von Lese- und Schreibkompetenzen. 

Anhand von Fachvokabular, Fachtexten und Diagrammen aus dem gesundheitlichen, kaufmännischen und technischen Berufsfeld sollen diese Fertigkeiten erworben bzw. trainiert werden. „Die Übungen lassen sich auch auf andere Bereiche transferieren.“, so liest man im Vorwort. Als Kopiervorlagen verstehen sich die Übungsbeispiele explizit nicht. 

In summa: Sprachförderung im Fachunterricht an beruflichen Schulen ist eine Beispielsammlung, die Anregungen für einfache leicht umsetzbare Übungen anbietet, damit Unterrichtende ihren Lernerinnen und Lernern fachliches und sprachliches Lernen leicht und effektiv ermöglichen können. 

Aufbau und Inhalt

Im Klapptext findet sich eine Gebrauchsanleitung für dieses Buch. In dieser Übersicht wird dargestellt, wie und wo Meilensteine (Hervorhebungen), Übungen (braune Schriftfarbe), didaktische Tipps (Pinnnadel) und Strategien (Fähnchen in der Randspalte) zu finden sind. Das anschließende Inhaltsverzeichnis ist strukturiert und ermöglicht einen schnellen Überblick über die einzelnen Themen. Es enthält zudem Verweise auf Strategien und Leseübungen. Die Lektionen beginnen mit einem Verzeichnis (Hilfestellung für den Unterricht) verwendeter Phasen, Strategien und Übungsformen. Daran schließen sich Fragen an den Lehrenden, z.B.: „Was sind Lesestrategien, Warum sind Lesestrategien für Ihre Schüler wichtig, welche Lesestrategien gibt es?“ (S. 36) an, die den Dozenten auf das Thema einstimmen sollen bzw. dessen Vorwissen aktivieren. Es folgen die Unterrichtsphasen mit Strategien zur Konzeption von Übungsphasen. Der Übungsaufbau reicht von „einfachen“ Übungen bis zu komplexen. Die Aufgabenkomplexität wird schrittweise gesteigert, um eine kontinuierliche Lernprogression zu erreichen. Die didaktischen Tipps erleichtern die Binnendifferenzierung und ermöglichen so einen lerneradäquaten Unterricht. Literaturhinweise ergänzen die Aufgabenkomplexe und verweisen somit auf weiterführende Materialien. 

Das 1. Kapitel sensibilisiert für die Verständnisschwierigkeiten von Fachtexten. Das nächste widmet sich der Arbeit am Fachwortschatz. Die anschließenden Kapitel 3-5: Texte verstehen, schreiben und Inhalte beschreiben sind in drei Unterrichtsphasen gegliedert: 1. Vorentlastung und Hinführung 2. Anwendung 3. Anschluss und Transfer. Anhand von Leseübungen (3. Kapitel), Schreibaufgaben (4. Kapitel) sowie Umgang mit Grafiken und Diagrammen (5. Kapitel) soll fachliches und sprachliches Wissen erworben und vertieft werden. Übungen und Strategien zum Umgang mit Fach- und Wörterbüchern sind Thema des 6. Kapitels. Das Buch endet mit dem Themenkomplex Aufgaben lösen. Den roten Faden bilden Strategien für den Erwerb fachlicher und sprachlicher Kompetenzen. Der Anhang beinhaltet ein Literatur-, Stichwort- und Bildquellenverzeichnis. 

Ein Lösungsteil entfällt. Lösungen werden dort angeboten, wo sie für das Verständnis der ganzen Übung erforderlich scheinen. 

Fazit

Sprachförderung im Fachunterricht an beruflichen Schulen eignet sich vor allem für Berufsschullehrerinnen und -lehrer, die L1- und Lx-Lernende gemeinsam unterrichten. Neben Deutschlehrenden finden hier nicht nur naturwissenschaftliche Kollegen, sondern auch Lehrerinnen und Lehrer in der Ausbildung und solche, die ihr Wissen auffrischen möchten, Anregungen zum Aufbau ihres Unterrichtes und zur Übungsgestaltung. DaF/DaZ-Trainer, die nach dem GER gekennzeichnete Übungen suchen, werden nicht fündig. Hinweise für die Verwendung nach dem GER sind nicht intendiert. Im Vordergrund steht fachliches Lernen und fachliches Verstehen, was dazu führt, das (fach-)sprachliches Rezipieren und Produzieren ein wenig in den Hintergrund tritt. Hier wären weitere Literaturverweise denkbar und ein bis zwei ausgewählte Beispiele. Das Buch kann sowohl als Ganzes systematisch unterstützend herangezogen, als auch themenweise benutzt werden. Wer effektive Lese-und Schreibstrategien oder Anregungen hierzu sucht, wird sich an dem Buch erfreuen. Wer jedoch Anregungen zu Sprech-/Höranlässen und Sprech-/Hörübungen wünscht, wird sich weiterhin welche wünschen. Hier wäre es schön, fände eine Symbiose aus den Modalitäten Hören, Sprechen, Lesen und Schreiben Berücksichtigung, für einen noch umfassenderen Lernerfolg. 

Sprachliche Strategien finden sich in den Kapiteln 1-2 und 7. Fragen zu sprachlichen Besonderheiten eines Textes wie z.B. Stil, bleiben oft ohne Antwort. Wie sollen Lernende jedoch Texte ohne ausreichende sprachliche Strategien, wie z.B. Satzkonstruktionen entschlüsseln und verfassen? In den Kapiteln 3-5 sind Formulierungshilfen gegeben. Hier wären weitere wünschenswert. 

Das Buch ist sehr gut und kohärent gegliedert. Überlegenswert ist, ob nicht die Inhalte 7 B und C in eines der ersten beiden Themenkomplexe integriert werden können oder das gesamte Kapitel vor dem 3. erfolgen sollte. 

Es wäre schön, wenn die Beispiele (1. Satz) in den jeweiligen Übungen gekennzeichnet wären. Oft fragen beide Lerngruppen, was denn am ersten Satz falsch sei und ob sie hier etwas verändern sollen. 

Als Lehrerhandreichung für Übungsmaterial und Anregungen zum fachlichen Lernen ist dieses Buch zu empfehlen. Dem im Vorwort genannten Anspruch eines Handbuches wird dieses Buch nicht gerecht, dafür wäre ein umfassenderes Aufgabenmaterial mit noch mehr Lernmaterial und den typischen Charakteristika eines Handbuches erforderlich. Als Lehrwerk „Teach the Teacher“ orientiert es sich an den pädagogischen Bedarfen eines berufsbezogenen Lehrers und setzt diese gut um. Die Art der Fragestellung und Beantwortung dieser lässt die Frage auftreten, ob hier stets auf Augenhöhe mit der Zielgruppe kommuniziert wird. Das ab Kapitel IV häufiger verwendete Modalverb „müssen“ lässt sich sicherlich anderweitig ersetzen. 

Rezensentin: Heike Rauch (Juni 2014)