Erste Ergebnisse der Bedarfserhebung im Vorhaben „Integriertes Fach- und Sprachlernen in beruflicher Qualifizierung – Weiterbildung für Fachlehrende und Bildungspersonal“

Im Zeitraum von 07/2015 bis 12/2017 entwickeln und erproben die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg und die Universität Paderborn im Auftrag der Fachstelle Berufsbezogenes Deutsch Weiterbildungsangebote für Lehrpersonal in unterschiedlichen Berufsfeldern. Ziel beider Projekte ist es, Lehrkräfte in beruflicher Qualifizierung hinsichtlich der Möglichkeiten einer verzahnten fachlichen und sprachlichen Förderung ihrer Teilnehmenden zu professionalisieren. Um passgenaue und bedarfsgerechte Angebote zu entwickeln, zielte ein erstes Arbeitspaket auf die systematische Erhebung von Weiterbildungsbedarfen.

Die Bedarfserhebung der Universität Paderborn bestand aus drei methodischen Elementen:

  • Die Projektrecherche untersuchte die Anerkennungspraxis und die Gestaltung von (IQ-Anpassungs-)Qualifizierungen im Beruf „Erzieher/Erzieherin“ und dem fachlich breit gefächerten Berufsfeld der Ingenieurinnen und Ingenieure.
  • Im Rahmen der Dokumentenanalyse wurden Curricula, Modulhandbücher sowie Projektbeschreibungen hinsichtlich der darin beschriebenen sprachlichen Anforderungen analysiert.
  • In leitfadengestützten Interviews wurden Sprachlehrende, Fachlehrende und Projektkoordinierende zu Themen wie Sprachbewusstheit, Umgang mit Mehrsprachigkeit, Herausforderungen in Bezug auf Lehr-Lern-Prozesse und daraus entstehende Fortbildungsbedarfe befragt.

In einem Zwischenfazit für die Erzieherinnen und Erzieher wird ein grundsätzliches Bewusstsein um die Bedeutung von Sprache für den Fachunterricht festgestellt. Lehrende unternehmen Versuche, ihren Unterricht sprachförderlich zu gestalten, jedoch fehlt häufig das Wissen über Möglichkeiten der Verzahnung fachlicher und sprachlicher Lernziele sowie die Kenntnis des breiten Repertoires von Lehr-Lern-Methoden des integrierten Fach- und Sprachlernens. Besondere Herausforderungen für DaZ-Lernende liegen im Bereich der konzeptionellen Schriftlichkeit.


Die Ergebnisse im Berufsfeld der Ingenieurinnen und Ingenieure lassen eine geringere Bewusstheit der Fachlehrenden bezüglich der Rolle von Sprache im Kontext fachlicher Vermittlung vermuten. Hier wird mittels der geführten Interviews ein Bedarf hinsichtlich einer grundsätzlichen Sensibilisierung von Fachlehrenden für die Herausforderungen der ingenieursspezifischen Fachsprache und der Wissenschaftssprache Deutsch festgestellt. Denn DaZ-Lernende haben insbesondere Schwierigkeiten mit dem Hörverstehen in der Hochschule und bei der Produktion von (Fach-)Texten.

Die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg hat Schulungsbedarfe für Lehrende im Berufsfeld Pflege und im Feld der (IQ-)Qualifizierungsmaßnahmen für zugewanderte Ärztinnen und Ärzte ermittelt:

  • Für eine Dokumentation relevanter Konzepte wurden Qualifizierungsmaßnahmen hinsichtlich Struktur, Inhalte, Methoden, Materialien u.v.m. analysiert.
  • In Leitfadeninterviews wurden Koordinierende und Lehrende mittels unterschiedlicher Themenblöcke befragt und die Daten mit einem qualitativen Verfahren ausgewertet.

Aus den ermittelten Herausforderungen, denen Fach- und Sprachlehrende im Pflegebereich jeweils begegnen, und den gewünschten Weiterbildungsinhalten von Projektkoordinierenden und Lehrenden, werden unterschiedlich differenzierte Weiterbildungsthemen abgeleitet. Zum einen werden methodisch-didaktische Grundlagen eines integrierten Fach- und Sprachlernens benötigt, z.B. Möglichkeiten der sprachförderlichen Unterrichtsplanung und -gestaltung. Zum anderen werden konkrete Instrumente für eine gezielte individuelle Förderung, Binnendifferenzierung, Diagnostik, eine sprachsensible Lernmaterialgestaltung und den Umgang mit soziokulturellen Aspekten gewünscht.

Aufgrund von schwierigen zeitlichen und strukturellen Rahmenbedingungen in den Projekten (z.B. Neustart von IQ-Maßnahmen) erschwerte sich die Bedarfserhebung für Ärztinnen und Ärzte, was insbesondere die Befragung von Lehrkräften betrifft. Aus Perspektive der befragten Projektkoordinierenden liegen jedoch besonders hohe Herausforderungen für einen Berufszugang im schnellen Erreichen des geforderten C1-Fachsprachenniveaus. Hier wird ein Bedarf festgestellt für die Professionalisierung der Lehrkräfte, die auf die Prüfung vorbereiten.

Über weitere Details der Bedarfserhebung können Sie sich hier informieren.

Jana Laxczkowiak