„Von 0 auf 100 digital …“

… dieses Motto galt für vieles und viele in den in den letzten drei Monaten, auch im Themenfeld Berufsbezogenes Deutsch. Gleich zu Beginn der COVID 19-Zeit begab sich z.B. die Jahrestagung 2020 des Fachverbands Deutsch als Fremd- und Zweitsprache unter dem oben genannten Titel für die Auftaktveranstaltung mit insgesamt drei online-Zeitslots von zwei bis vier Stunden ins Rennen: Innerhalb weniger Wochen war es dem FaDaF in Kooperation mit der Universität Marburg gelungen, aus der geplanten dreitägigen Präsenz-Veranstaltung einen virtuellen Fachaustausch zu kreieren, der insgesamt 620 Teilnehmenden eine Vielfalt an Fachreferaten, Statements und Praxisbeispielen bot. Die Diskussion in den vier Themenschwerpunkten wurde durch die Arbeit auf der Lernplattform unterstützt, indem die Vortragsvideos einige Tage vor der Tagung eingestellt wurden und die Möglichkeit bestand, vorab Fragen an die Referenten zu richten. Das Ergebnis war eine inhaltlich sehr dichte und fokussierte Diskussion. Diese Kombination der verschiedenen digitalen Instrumente (Screencast-Video und Fragen auf Moodle, online-Statements und die Diskussion in Zoom) war aus unserer Sicht nur eines der Corona-Highlights in unserem Handlungsfeld.

Etwas schwieriger gestaltete sich die virtuelle Umsetzung der Integrations- und Berufssprachkurse. Wie eine Recherche des Berufsverbands für Integrations- und Berufssprachkurse (BVIB) ergab, erforderte die Nutzung der Online-Lernportale durch die Teilnehmenden in den meisten Fällen über online-Formate eine zusätzliche Begleitung seitens der Kursleitung, die in der Regel unbezahlt blieb. Der Zugang der Teilnehmenden wurde zudem oftmals durch unzureichende digitale Erfahrungen, das Fehlen digitaler Endgeräte sowie verbrauchsunabhängiger Flatrates erschwert. Vieles, was hochmotivierte Lehrkräfte in den letzten Wochen an pädagogischer Mehrarbeit leisteten, wurde nicht honoriert. „Noch dazu“, so der BVIB, „nimmt im Bereich der online-Angebote der administrative Bereich einen höheren zeitlichen Aufwand ein als die der pädagogisch-didaktischen Aufgaben.“ Hier geht es zur Zusammenfassung der Recherche des BVIB.

Dem steht eine sehr große Offenheit der Kursleitungen in Bezug auf den Einsatz digitaler Instrumente für den Unterricht gegenüber, wie sich uns in den letzten Wochen gezeigt hat: Unsere Sonderseite zum Digitalen Lernen im Berufsbezogenen Deutsch verzeichnet hohe Besucher- und Downloadzahlen. Darüber hinaus bildet die anhaltende Nachfrage nach Fortbildungen und fachlicher Unterstützung bei der Fachstelle dieses große Interesse und den Bedarf ab, auch wenn die meisten Kurse inzwischen wieder in Präsenz stattfinden. Wir haben die vielen digitalen Impulse der letzten Wochen zum Anlass für einen „Boxenstop“ genommen und unsere „Qualitätskriterien zum digitalen Lernen im Berufsbezogenen Deutsch“ aktualisiert. Auf unserer Publikationsliste stehen Ihnen diese zum Download zur Verfügung.

Iris Beckmann-Schulz